Nur im Internet
Gesundheitslage in Rojava nach der Revolution
Wir wollen die geschaffene und gelebte Demokratie in der Gesundheitspolitik weiterführen ...
Ercan Ayboğa, Rojava-Delegation der Kampagne TATORT Kurdistan
Nach der im Juli 2012 begonnenen Revolution in Rojava (Westkurdistan/Nordsyrien) wurden die befreiten Gebiete vom türkischen Staat, den islamistischen Terrorgruppen wie ISIS und Al-Nusra und auch der südkurdischen Regionalregierung (KRG im Nordirak) mit einem systematischen Embargo belegt. Dieses trifft vor allem die medizinische Versorgung der drei Kantone Rojavas, während andere Sektoren wie die Nahrungsmittelversorgung weniger drastische Einschnitte erfahren. Von der schwierigen medizinischen Lage in Rojava sind viele zehntausend Menschen ernsthaft betroffen.
Um die Situation im Bereich der medizinischen Versorgung und die Gesundheitspolitik besser zu verstehen, wurde Mitte Mai 2014 in Qamişlo (Al-Qamishli) ein Gespräch mit Dr. Agirî geführt. Er koordiniert seit Beginn der Revolution gemeinsam mit anderen die Gesundheitspolitik in Rojava.
Die aktuellen internationalen Krisen als Scheitern der repräsentativen Demokratie
Wo der Staat keine Macht hat, lohnt sich auch die Eroberung der Staatsmacht nicht
Dr. Elmar Millich
Waren die Kriegshandlungen bis Mitte des 20. Jahrhunderts entweder sogenannte konventionelle Kriege, also zwischen souveränen Staaten, oder koloniale Kriege zur Erhaltung des Status quo, hat sich dieses Bild im 21. Jahrhundert entscheidend geändert. Die Nachrichten werden geprägt von Bürgerkriegen, die teilweise den gesamten Staat oder aber auch nur Regionen erfassen, und Interventionskriegen zumeist westlicher Staaten, die sich nach ihrem eigenen Verständnis gar nicht als Kriege betrachten, sondern als »humanitäre Intervention« oder als »Kampf gegen den Terrorismus«. Auch wenn sich die verschiedenen Konflikte in den unterschiedlichsten Regionen sicher nicht über einen Kamm scheren lassen, können sie doch als Krise der in Europa entwickelten Demokratieform interpretiert werden, die gemeinhin als »repräsentative Demokratie« bezeichnet wird. Die in der europäischen Aufklärung entwickelte Demokratievorstellung geht von dem Gewaltmonopol des Staates aus, das von der Bevölkerung durch freie, gleiche und geheime Wahlen an Repräsentanten des Staates delegiert wird. Die zwei wesentlichen Spielarten sind hier die parlamentarische Demokratie, wie in den meisten europäischen Staaten, oder präsidiale Demokratien, wie etwa in Frankreich oder den USA. Gemeinhin gilt auch noch die Gewaltenteilung, also Trennung zwischen Regierung, Gesetzgebung und Justiz, als Kriterium für eine funktionierende Demokratie. Wahlen haben in dieser Vorstellung eine befriedende Funktion, in dem Sinne, dass sie die Interessen der verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen bündeln und priorisieren.
Weiterlesen: Wo der Staat keine Macht hat, lohnt sich auch die Eroberung der Staatsmacht nicht
Über vordergründig widerstreitende und objektiv gemeinsame Interessen
Zerbricht die Ordnung im Mittleren Osten?
Haluk Gerger, 19.06.2014
Die Fragen, die sich uns stellen, lauten: Bricht die Ordnung im Mittleren Osten zusammen? Erleben wir derzeit die Begleiterscheinungen eines »Zusammenbruchs der Ordnung«? Falls die Ordnung zusammenbricht, wird in der Region eine neue Ordnung geboren?
Die Demokratische Autonomie in Rojava
Ziel ist eine demokratische Lösung für den gesamten Mittleren Osten
Michael Knapp, Rojava-Delegation der Kampagne TATORT Kurdistan
In den letzten 33 Jahren des kurdischen Freiheitskampfes haben die kurdische ArbeiterInnenpartei PKK und ihr Vorsitzender Abdullah Öcalan auf gesellschaftliche Dynamiken reagiert, diese geprägt und immer weitere Schritte in Richtung einer befreiten Gesellschaft entwickelt. Die PKK begriff die kurdische Frage immer als eine Frage der Befreiung der Gesellschaft, der Geschlechter und all ihrer Menschen, nicht nur als eine nationale oder ethnische Frage. Das Buch Soziologie der Freiheit [Özgürlük Sosyolojisi] von Abdullah Öcalan ist wie ein Fahrplan für die Befreiung Rojavas und des gesamten Mittleren Ostens. Bis ins Detail werden hier Schritte zur Befreiung aufgezeigt. Bei unseren Reisen durch die Region Rojava, hatten viele der Menschen, die wir dort trafen, eine enge Beziehung entweder zu Abdullah Öcalan selbst oder eben Personen, welche die Geschichte der PKK entscheidend prägten. Dieser kontinuierliche Kontakt führte zu einer Veränderung in der feudal geprägten Gesellschaft der Region. Dies betonten uns gegenüber insbesondere die Frauen, welche die Ansätze der kurdischen Frauenfreiheitsideologie seit mehr als zwanzig Jahren kennen und umzusetzen versuchen. Der enge Kontakt zur kurdischen Freiheitsbewegung führte schließlich dazu, dass sich viele Menschen der PKK anschlossen und für sie zunächst in Nordkurdistan kämpften. Es ist also falsch, die PKK als ein nordkurdisches Phänomen anzusehen, dieser Bewegung gehörten und gehören zehntausende AktivistInnen aus Rojava an.
Weiterlesen: Ziel ist eine demokratische Lösung für den gesamten Mittleren Osten