Ein Stern, so strahlend wie die Sonne

Ellen/SterkAm 2. September ist unsere Freundin Ellen Jaedicke nach einem langen Kampf gegen den Krebs verstorben. Sie wurde nur 40 Jahre alt, aber in ihrem kurzen Leben hat sie in vielen Menschen schöne eindrucksvolle Spuren hinterlassen. Wer war Ellen, die den für sie passenden kurdischen Namen Sterk trug? Sterk bedeutet übersetzt Stern und das Licht dieses Sternes leuchtete besonders in dunklen Momenten auf. Ellen konnte Menschen begeistern, sie hatte nicht nur viele Ideen, sondern organisierte auch ihre Umsetzung und das doch meist mit ihrem leuchtenden Lächeln auf den Lippen. Wir können hier nur einige wenige Auszüge aus Reden und Schriften ihrer Freundinnen und Freunde wiedergeben, die bei ihrer Beerdigung gehalten worden sind, veröffentlichen. Aber schon diese kurzen Aussagen zeigen, wer Sterk war und ist ...

Wenn wir an Ellen denken, ist den meisten von uns ihr Lächeln in Erinnerung, ihre Begeisterungsfähigkeit mit der sie uns alle immer wieder ansteckte. Sie war eine unglaublich mitreißende, fröhliche wunderschöne Frau, eine Kämpferin, eine Internationalistin, eine Feministin, eine gute Strategin und Vordenkerin, Organisatorin, eine Vermittlerin und vor allem eine gute Freundin ... Annett

... Von dem Zeitpunkt als sie die kurdische Bewegung kennenlernte bis zu ihrem Lebensende, hatte sie nur 10 Jahre, um all ihre Kraft in eine Bewegung zu geben, die sie überzeugt hatte. Sie wirkte ganzheitlich auf vielen Ebenen und in vielen Projekten mit und hat in der ihr verbliebenen Zeit so viel initiiert, als wären es Jahrzehnte gewesen ... Cenî – Kurdisches Frauenbüro für Frieden e.V.

So wie sie ihre ganze Kraft für eine frauenbefreite, ökologische und basisdemokratische Welt einsetzte, so kämpfte sie auch gegen den Krebs, aufgeben war nicht ihre Sache.
Ellen war eine wirkliche Internationalistin und tief mit der kurdischen Revolution verbunden. ... Freundinnen und Freunde der Kampagne TATORT Kurdistan

Hallo aus Illinois, ... In Juli hat Ellen mir gesagt, dass sie keine Angst vorm Sterben hat. Das glaube ich ihr auch, weil ich weiß, dass sie – wie keine andere, die ich jemals gekannt habe – keine Angst vor dem Leben hatte. Sie wollte die Welt ändern, und sie hat alles dafür getan ... Darcy

sind metaphern oft abgedroschen oder fehl am platz,
auf ellen trifft der angenommene name sterk/stern auf jeden fall zu:
wie ein stern erschien sie an meinem horizont,
und wie sich zeigte, nicht nur an meinem,
und wird nicht mehr verblassen.
aufgetaucht wie ein kleiner wirbelwind,
nicht so zerstörerisch,
aber so voller kraft.
– und ich werde mich an sie als stern erinnern können ... Bernd

... Sie wollte mit uns nicht nur wohnen, sondern auch in die politische Auseinandersetzung gehen. Mit anderen hat sie in unserer Küche ein paar Abende zu verschiedenen politischen Themen organisiert und ein paar Jahre später einen Lesekreis zum Thema Utopie initiiert. Ein Stück weit war sie von uns enttäuscht, als sie das erste Mal aus Diyarbakır zurückkam und feststellte, ihr Traum von einem Frauenzusammenhang, mit dem sie gleichzeitig zusammen lebt und kämpft, wird mit uns nicht in der Form wahr, die sie sich wünschte. Dieser Traum hat sie immer weitergetrieben ... Grüni, ein Berliner Hausprojekt

... ein Gespräch über das Selbst, die eigenen Gefühle und Herangehensweisen waren mit Ellen immer möglich gewesen und sie wurde zu einer wichtigen Genossin, mit der ich immer wieder auch viele Probleme, Sorgen, Wünsche und Hoffnungen teilen konnte – dabei verkörperte sie Freund_innenschaft – Genoss_innenschaft, an die immer wieder auch nach langen Pausen angeknüpft werden konnte, als hätte es keine räumliche oder zeitliche Trennung gegeben ... Michel

Que la terra et sigui lleu, companya ... Du hast so begeistert über Rojava und die Kurdische Frauenrevolution erzählt, dass wir anfingen darüber nachzudenken dorthin zu gehen und auch die schon bestehenden Solidaritätsbezüge zwischen den Catalanischen, den baskischen und den kurdischen Frauenbewegungen zu stärken. ... Nerea, Maria und Marta

... Kochen war zum Beispiel eine gute Gelegenheit. Neben dem Kennenlernen von Gemüse, Getreide, Nüsse, Obst und damit der Natur, der wir uns entfremdet haben, hatte es eine unheimlich große soziale Funktion. Gut erinnere ich mich an die vielen Kochabende in Berlin und Hamburg, an der so viele Freund_innen und deren Freund_innen teilnahmen. Die lockere, entspannte und auf die Menschen zugehende Art von Ellen ließ die Schranken für die meisten Teilnehmenden sofort fallen. Dies passte genau in das, was sie politisch erreichen wollte. ... Ercan

... Sie hat mit unserem Kampf in einer Zeit Bekanntschaft geschlossen, als wir das Gefühl hatten, dass keiner uns und unseren Kampf versteht. Sie hat es nicht bei der Bekanntschaft belassen, sondern ist zu einem aktiven Teil unseres Kampfes geworden. In diesem Rahmen hatte ich dann auch die Gelegenheit, sie kennenlernen zu dürfen..
Sterk hat gelebt wie die Melodie eines schönen Liedes, so natürlich, emotional, motiviert, eben wie eine unvergleichliche und einprägsame Melodie ... Silemanî, Cudi

... Hevala Sterks Lebenskraft spiegelt sich auch in ihrem Namen wieder: Der Name Sterk bedeutet Stern. Er geht zurück auf den Namen Istar, der Name der ersten Göttin der Gesellschaft des fruchtbaren Halbmondes. Diese stand vor allem für die schaffende, allmächtige Kraft der Frau in ihrer Verbindung zum Universum ... Kongra Star

... Du hast mir gezeigt, wie schön es ist, zu kämpfen! Du hast mir gezeigt, dass es nicht nur Kraft kostet, zu kämpfen, sondern ungleich mehr Kraft gibt, wenn wir – gemeinsam – in der richtigen Art und Weise kämpfen! Du hast in mir die Freude des Kampfes geweckt ... Viyan Sterk

... Ellen, ich schlag mein Tagebuch von der Karawane auf
gleich auf der ersten Seite blickst du mir im Rückspiegel entgegen
dein Blick – fresh, so hungrig, so wach
wie ein lachender Blitz ... Deine Isa

... Ich erinnere mich an so viele Augenblicken, so viele lustige und tiefgründige Gespräche, als ob wir uns schon lange kannten. Alles war neu und dennoch so vertraut – vielleicht weil wir vom gleichen sprachen, die gleichen Utopien teilten und in die gleiche Richtung weitergehen wollten. Als Ellen erzählte, die Freundinnen in den Bergen hätten kritisiert, dass sie zu selektiv sei in ihren Freundschaften, mussten wir schmunzeln. Und innerlich wusste ich, dass ich mir nichts mehr wünschte, als eine solche selektive Freundschaft mit Ellen ... Nikol, FrauenLesbenKasama

und es gibt noch so viel mehr zu sagen ...