Täterverehrung statt gesunder Erinnerungskultur – Symbolpolitik der AKP

Frontalangriff auf die Erinnerungen der Völker Anatoliens

Alîşêr Qocgirî

»Die ArmenierInnen sind stolz auf euch; ihr seid alle ArmenierInnen, wir werden euch alle töten« – diese Ansage war während des Belagerungszustands in der kurdischen Stadt Cizîr (Cizre) 2015/2016 unüberhörbar, da sie lautstark aus den Lautsprechern der türkischen Sicherheitskräfte ertönte. Die militärischen Spezialeinheiten der Jandarma als auch der Polizei (JÖH und PÖH) machten die oben genannte Stadt und etliche weitere in Nordkurdistan dem Erdboden gleich. Laut der türkischen Menschenrechtsstiftung (TIHV) kamen im Zuge dieser Belagerungen im Zeitraum von August 2015 bis April 2016 338 ZivilistInnen ums Leben. Über 300.000 kurdische Binnengeflüchtete soll es derzeit geben. Nach offiziellen Angaben der Demokratischen Partei der Völker (HDP) wurden allein in Cizîr 251 ZivilistInnen massakriert. Angesichts der Bilder von den Verwüstungen kann von einem »kurdischen Guernica« gesprochen werden.

Laut Zählungen der apostolisch-armenischen Kirche lebten vor 1915 in Cizîr und Umgebung 4.281 ArmenierInnen. Ihre aktuelle Zahl dürfte sich wohl an einer Hand abzählen lassen, wenn nicht gegen null tendieren. Was hat es dann mit der eingangs genannten Ansage auf sich? Es ist ein gängiger rassistischer Mythos in der Türkei, der vor allem von türkischen NationalistInnen aufrechterhalten wird, wonach Zehntausende ArmenierInnen dem Genozid von 1915 hätten entkommen können, indem sie sich gezwungenermaßen in die Mehrheitsgesellschaft hätten assimilieren lassen. Somit sei fortan der »innere Feind« in Form der ArmenierInnen nicht mehr sichtbar gewesen. Demnach sei Abdullah Öcalan auch ein Krypto-Armenier und somit handele es sich bei der PKK um eine Fortsetzung des »armenischen Terrors« von 1915.

All diese Anschuldigungen sind haltlos und entspringen einem rassistischen Muster. Im Zuge des Zerfalls des Osmanischen Reiches wurden die bis dato sowieso benachteiligten ArmenierInnen und weitere Minderheiten zu »bösartigen« Fremdkörpern deklariert, die beseitigt gehörten. So wurde mit dem Genozid von 1915 der Startschuss für die türkische Nationenbildung gegeben. Millionen von ArmenierInnen, GriechInnen, syrischen ChristInnen, ÊzîdInnen mussten für dieses nationalistische, rassistische Projekt ihr Leben lassen. Zum Vergleich: Machten die oben genannten Minderheiten im Jahre 1914 noch rund 20 % der Gesamtbevölkerung aus, so sind es heute kulminiert nicht einmal 0,5 %.

Die übrig gebliebenen Angehörigen der genannten Minderheiten in der Türkei werden weiterhin wie Fremdkörper außerhalb der »türkischen Kulturnation« behandelt. In der heutigen Türkei/Nordkurdistan leben z. B. nur noch knapp 100.000 ArmenierInnen, vor allem in den westlichen Metropolen. So sind im Alltag ständig rassistische Hasstiraden gegen die Minderheiten an der Tagesordnung. Staatspräsident Erdoğan machte bei einem TV-Auftritt keinen Hehl aus seinem Hass auf die ArmenierInnen: »Entschuldigen Sie bitte, sie [die Widersacher Erdoğans] haben sogar noch hässlichere Worte gewählt. Sie haben gesagt, ich sei Armenier!«

KurdInnen und AlevitInnen hingegen sollten aus diversen Gründen mit Ausrufung der türkischen Republik in die »türkische Kulturnation« assimiliert werden, egal mit welchen Mitteln. Infolgedessen kam es zu blutigen Massakern an der kurdischen wie auch alevitischen Bevölkerung, eines davon in Qocgirî, womit auch im Folgenden das beigefügte Bild aufgelöst werden kann. Anhand dieses Beispiels soll ein kurzer historischer Einblick gewährt werden, um darlegen zu können, dass es sich bei der türkischen Erinnerungskultur hauptsächlich um unreflektierte TäterInnenverehrung handelt. So viel kann bis hierhin konstatiert werden: Waren es einst die ArmenierInnen, die maßgeblich als türkisches Feindbild dienten, so sind es nun vor allem unter der Partei für Gerechtigkeit und Aufschwung (AKP) die KurdInnen.

Als die letztjährigen Massaker in Nordkurdistan vonstattengingen, kursierten in den sozialen Netzwerken als auch im Internet erschütternde Bilder. Darauf sind zumeist türkische Sicherheitskräfte der JÖH und PÖH zu sehen, die sich in selbstherrlichen Posen ablichteten. Dabei handelt es sich um ultranationalistische Sonderkommandos, die mit der Kollektivbestrafung der kurdischen Bevölkerung beauftragt waren. So verwundert es nicht, dass auf allen Bildern zu sehen ist, wie die JÖH- und PÖH-Mitglieder den faschistischen Wolfsgruß der »Grauen Wölfe« zeigen. Zudem lichteten sie sich vor Wänden ab, die mit faschistischen, nationalistischen und sexistischen Sprüchen versehen sind. Eine kleine Auswahl: »Wenn du Türke bist, rühme dich damit, wenn nicht, gehorche! Du hast einen Staat, begehe keinen Verrat! Meine Schöne, die Liebe lässt sich im Keller leben.« Letzterer ist eine widerliche Anspielung auf das Massaker in Cizîr, als in drei Kellern über 70 Menschen bei lebendigem Leibe verbrannt wurden. Derartige Schmierereien sind kein Novum in der türkischen Historie, man denke allein an das Massaker von Maraş 1978, bei dem der rechtsextremistische Mob ähnliche Schmierereien vornahm, vor allem um alevitische Häuser damit zu markieren.

Frontalangriff auf die Erinnerungen der Völker Anatoliens Dabei lässt sich ganz klar feststellen, dass mit den eigens eingerichteten ultranationalistischen Sonderkommandos eine neue Dimension erreicht wurde. Die AKP unter Erdoğan führt nicht nur einen asymmetrischen militärischen Krieg, sondern auch einen asymmetrischen Krieg auf mentaler Ebene. Der faschistische Block bestehend aus AKP und MHP (Partei der Nationalistischen Bewegung) führt einen Frontalangriff auf die Erinnerungen der Völker Anatoliens aus. Auf dem beigefügten Bild sind zwei Mitglieder der JÖH oder PÖH zu sehen, die sich in einer Grundschule mit dem Wolfsgruß haben ablichten lassen. Im Hintergrund ist die Schultafel mit dem Text versehen: »Schulfach: Vaterlandsliebe, Thema: Gehorsam; die Enkelkinder von Topal Osman Ağa sind gekommen!!!« Dabei handelt es sich um eine historische Anspielung, die sich nur erklären lässt, wenn die Person Topal Osman kurz vorgestellt wird.

Diese Figur hat sich im kollektiven Gedächtnis der Völker Anatoliens als blutiger Tyrann eingebrannt. Osman Ağa (Großgrundbesitzer Osman) oder auch Topal Osman (Osman der Hinkende) stammte aus der Schwarzmeerregion (Giresun) und war an diversen türkischen Kämpfen beteiligt, unter anderem am türkischen Befreiungskrieg, wofür er heute noch maßgeblich verehrt wird. Bevor er mit der Niederschlagung des kurdischen Qocgirî-Aufstands (1921) beauftragt wurde, hatte er sich einen unrühmlichen Namen in der Schwarzmeerregion gemacht. Er wird dort für die Vertreibung und Vernichtung Tausender ArmenierInnen und PontusgriechInnen während des Ersten Weltkriegs verantwortlich gemacht. Er war Mitglied der »Teşkilat-ı Mahsusa«, einer Geheimorganisation der jungtürkischen Bewegung, die als Todesschwadronen den Völkermord vorantreiben sollte. Als Anführer einer irregulären Brigade, auch »çete« (Räuberbande) genannt, bereicherte er sich mit ihnen am Eigentum der ermordeten Minderheiten.

Die erste Bekanntschaft mit Mustafa Kemal Atatürk machte Topal Osman 1919 in Samsun, wobei er ihm zusicherte: »Keine Sorge, mein Paşa! Ich werde den GriechInnen des Pontos einen solchen ›Weihrauch‹ bieten, dass sie wie Hornissen in den Höhlen ersticken werden.« Ob durch Ersticken oder Giftgaseinsatz, derartige Praktiken waren in der frühen Phase der türkischen Republik nicht untypisch. Der spätere türkische Außenminister äußerte in einem Interview zum Massaker in Dêrsim (1936–39): »Sie [die Einheimischen aus Dêrsim] hatten die Höhlen gefüllt. Das Militär setzte Giftgas in den Eingängen zu den Höhlen ein. Sie wurden wie Ratten vergiftet.«

Frontalangriff auf die Erinnerungen der Völker Anatoliens Das Konstantinopler Kriegsgericht von 1919 wollte Topal Osman zur Rechenschaft ziehen, aber zur Vollstreckung der Todesurteile kam es nicht, da die KemalistInnen unter Atatürk nun so gut wie alle Verantwortlichen des Genozids in die eigenen Reihen aufnahmen. Bis auf die Hauptverantwortlichen des Genozids Talât, Enver und Cemal Paşa – sie konnten kurzzeitig ins Ausland fliehen, bis sie von armenischen Fedajin aufgespürt und ermordet oder im Krieg getötet wurden. 1921 wurde Topal Osman mit seiner irregulären Einheit beauftragt, die Präsidentengarde für Atatürk zu bilden. Somit gehörte er zu dessen engstem Umfeld. Auf dem Bild nächste Seite sind zu sehen: links Ismet Inönü (engster Vertrauter Atatürks), Topal Osman in der Mitte und rechts Atatürk.

Vor seiner Kür zum Anführer der Präsidentengarde wurde er im selben Jahr neben den regulären militärischen Einheiten unter Führung von Sakallı Nurettin Paşa (Nurettin der Bärtige) mit der Niederschlagung des Qocgirî-Aufstands beauftragt. Dieser war auch an der Vertreibung und Vernichtung der Minderheiten in der Schwarzmeerregion beteiligt: »Erst haben wir diejenigen beseitigt die zo sagten [ArmenierInnen], nun sind die diejenigen an der Reihe, die lo sagen [KurdInnen].« Die alevitischen KurdInnen von Qocgirî (heutiges Sivas) beriefen sich auf den Friedensvertrag von Sèvres, der den KurdInnen einen eigenen Nationalstaat bzw. Autonomie zusicherte. Da man recht schnell das wahre Gesicht der KemalistInnen erkannte, begann man einen Aufstand vorzubereiten. Mit Hilfe der KurdInnen aus Dêrsim sollte der Startschuss für eine kurdische Erhebung gegeben werden. Da es sich jedoch nicht um einen ganzheitlichen kurdischen Aufstand handelte, war er zum Scheitern verurteilt. Hunderte Dörfer wurden dem Erdboden gleichgemacht, Tausende Menschen bestialisch ermordet und enteignet.

Auch hier ließ man Topal Osman und seiner Räuberbande freien Lauf, die sich mordend und plündernd in das kollektive Gedächtnis der lokalen Bevölkerung einbrannten. Noch heute wird er in einem lokalen kurdischen Klagelied verflucht: »Möge dein Haus in Flammen aufgehen, Topal Osman.« Selbst im damaligen türkischen Parlament regte sich Unmut über das harsche Vorgehen gegen die Bevölkerung, so sollte Nurettin Paşa vor Gericht gestellt werden. Dies kam nicht zustande, da sich Atatürk wiederholt gegen eine Aufarbeitung einsetzte. Als wäre dies nicht genug, ließ Nurettin Paşa 1922 nach der Rückeroberung der Stadt Izmir ein großes Feuer entfachen, das mehrtägig wütete und Tausende Menschen das Leben kostete, darunter litten abermals, wie schon zuvor, vor allem die Minderheiten. In der Folgezeit war er als Abgeordneter im türkischen Parlament tätig. Topal Osman hingegen wurde 1923 von Atatürk beauftragt, den unangenehmen Oppositionsführer Ali Şükrü Bey, selbst muslimischer Pontusgrieche, zu ermorden. Letztendlich musste er dann jedoch als Mitwisser dieser Tat beseitigt werden. Man ließ ihn ermorden und hängte seinen Leichnam vor seiner Überführung nach Giresun mehrere Tage vor dem Parlamentsgebäude auf.

Mit der Ermordung des Oppositionsführers wurde der Startschuss für die Ein-Mann-Diktatur unter Atatürk gelegt. Eine von vielen tragikomischen Geschichten aus der türkischen Historie. Im Hinblick auf die Soldaten der JÖH und PÖH auf dem Foto ist anzumerken, dass sie sich jener historischen Ereignisse anscheinend ganz bewusst sind und diese traumatischen Erinnerungen im Kontext der Vernichtung und Vertreibung der KurdInnen im Südosten der Türkei gezielt für einen gleichzeitigen Frontalangriff auf die Erinnerungen der Völker Anatoliens einsetzen. In der türkischen Gesellschaft findet im Hinblick auf die Erinnerung an jene Personen keine kritische Aufarbeitung statt, ganz im Gegenteil, es wird eine aktive bewusste Täterverehrung praktiziert, die ganz klar staatlich gefördert und gelenkt wird.

Nurettin Paşa wurde von der »Türkischen Historischen Gesellschaft« (TTK) zur viertwichtigsten Person im Befreiungskampf erkoren. Diese staatliche Institution gibt die inhaltlichen Leitlinien für die staatlichen türkischen Universitäten als auch Schulen vor. Der Völkermord an den Völkern Anatoliens wird durch diese Institution vehement geleugnet. Alle Bildungseinrichtungen haben sich an diese Vorgabe zu halten. Die Deportationen der ArmenierInnen werden in den türkischen Schulbüchern als »Sicherheitsmaßnahmen« abgetan, die KurdInnen hingegen nur einmal erwähnt, und das negativ. Die Hauptverantwortlichen für den Genozid (Talât, Enver und Cemal Paşa) liegen in der Türkei, die ersteren beiden auf dem Istanbuler Ehrenfriedhof »Denkmal der Freiheit«, begraben, inzwischen regelrechte nationalistische Wallfahrtsstätten. Das würde dem gleichkommen, wenn Göbbels und Himmler in der BRD Ehrenbegräbnisse zuteilgeworden wären. So gründete sich z. B. unter der Vorreiterschaft von Doğu Perinçek [nationalistischer Politiker] 2005 das Talât-Paşa-Komitee, das im In- und Ausland vehement den Genozid gezielt und offen provokant leugnet. Hunderte von Straßen, öffentlichen Plätzen, Moscheen und Bildungseinrichtungen sind namentlich nach Verantwortlichen für die Massaker an den Minderheiten benannt.

In diesem Zusammenhang können auch die beiden Istanbuler Flughäfen erwähnt werden, die nach Atatürk und seiner Stieftochter Sabiha Gökçen benannt sind. Letztere war die erste Pilotin in der Türkei, sie führte während des Dêrsim-Massakers Bombardements durch und nahm somit Hunderten, wenn nicht Tausenden unschuldigen Menschen das Leben. In einem späteren Interview machte sie deutlich, dass sie kein Mitgefühl empfinde und nur ihren Befehlen gefolgt sei. Der armenische Journalist und unermüdliche Völkerverständiger zwischen TürkInnen und ArmenierInnen Hrant Dink fand 2007 heraus, dass es sich bei ihr um ein armenisches Waisenkind gehandelt habe, das nach dem Genozid in der Mehrheitsgesellschaft großgezogen wurde. Dink selbst wurde Opfer eines politischen Mordes durch einen ultranationalistischen Jugendlichen, der auf der Polizeiwache anschließend für seine Tat gerühmt wurde.

Kenan Evren, der »Putschistenvater« von 1980, ließ Topal Osman 1983 am höchsten Punkt Giresuns ein Ehrenmal errichten, es kommt einem nationalen Pilgerort gleich. In den regionalen Volksliedern der Schwarzmeerregion wird dieser verherrlicht und unreflektiert gepriesen. Zudem lassen sich einige türkische Monographien finden, in denen Topal Osmans Leben verklärt wird. Als wäre das nicht genug Peinigung der Minderheiten, kam 2013 ein Propagandafilm heraus, »Topal Osman, der Fedai von Atatürk«, in dem das »ehrenvolle« Leben Osman Ağas dargestellt wird. Die Massaker an den Minderheiten werden überhaupt nicht thematisiert, nur am Rande heißt es über den Qocgirî-Aufstand: »Gott sei Dank, der Aufstand wurde niedergeschlagen.«

Ungeachtet all dieser Beispiele gibt es in der Türkei unzählige Atatürk-Büsten, zum Teil versehen mit der Aufschrift »Wie glücklich ist, wer von sich sagen kann, er sei Türke«. Atatürk ist als Hauptverantwortlicher für das Dêrsim-Massaker zu sehen, wobei Zehntausende KurdInnen massakriert wurden. Jene Parole ist auch in weiten Landstrichen Nordkurdistans zu finden, zumeist an den Berghängen verewigt. Hier wird völlig klar, dass eine kontinuierliche rassistische, kolonialistische Politik verfolgt wird, die Nordkurdistan nicht nur physisch-militärisch zu besetzen, sondern auch psychisch-mental zu kolonialisieren versucht.

Die AKP unter Erdoğan hätte mit der »Säuberung« innerhalb des türkischen Militärs historisch erstmalig die Chance, mit dieser kontinuierlichen rassistischen Politik zu brechen. Das türkische Militär versteht sich als Verfechter des Laizismus und der kemalistischen Prinzipien. Erdoğan selbst hasst bekanntlich die Person und den Kult um Atatürk und versucht ihn allmählich aus der Geschichte zu verbannen. Der erste Schritt dazu wird mit den neu konzipierten Schulbüchern unternommen, die Atatürk nicht mehr im Mittelpunkt erscheinen lassen, ja gar gänzlich ausblenden. So kommt Erdoğan seinem selbsterklärten Ziel immer näher, dem Jahr 2023, denn zum hundertjährigen Bestehen der türkischen Republik will er sich als Gründervater der »neuen Türkei« in der Geschichtsschreibung platzieren. Dabei wird eine Geschichtspolitik verfolgt, mit der die türkische Geschichte nur im eigenen Interesse uminterpretiert anstatt kritisch aufgearbeitet wird.

Mit dem neuen Feldzug gegen die KurdInnen hat man zeitgleich begonnen, die Identität bzw. die Erinnerungen der KurdInnen anzugreifen. In den letzten Monaten wurden selbst errichtete Friedhöfe für die kurdischen KämpferInnen dem Erdboden gleichgemacht. Viele Denkmäler, darunter auch die Ehmedê-Xanî-Büste wurden abgerissen und zerstört. Darüber hinaus wurden in den letzten Jahren gewisse »gewinnbringende« Wasserstaudämme errichtet, die in Dêrsim zum Beispiel zahlreiche Dörfer und heilige Wallfahrtsstätten unter Wasser gesetzt haben. Als nächstes soll das kulturelle Erbe Mesopotamiens rund um Heskîf (Hasankeyf) überflutet und demnach zerstört werden. Die Kolumnistin Meral Çiçek bringt diese Politik auf den Punkt: »Sie [die AKP] versuchen das Gedächtnis zu vernichten. Weil das Gedächtnis der Identität gleichkommt. Das Gedächtnis kommt zugleich den Wurzeln, dem Bewusstsein und dem Widerstand gleich. Schließlich bedeutet es das Dasein. Es bedeutet die Freiheit.«