Alternativen zu den hierarchischen Strukturen von Herrschaft und Macht schaffen, die das Patriarchat über Tausende von Jahren etabliert hat

Frauen in der sozialen Revolution

Yanira Hermida Martín


Die Autorin ist Militante von »Libertarias y Dones LLiures« für den Bezirk Camp de Morverde der Allgemeinen Konföderation der Arbeit (CGT), Doktorin für Zeitgeschichte an der Universität Barcelona, derzeit Doktorantin an der Universität Valencia im Programm für Geschlechterstudien und Gleichstellungspolitik.
Der Artikel ist eine Übersetzung aus der Sonderausgabe zum 8. März des englischsprachigen Magazins »Jineolojî« und wurde uns freundlicherweise zur Veröffentlichung zur Verfügung gestellt.

Seit dem Entstehen der ersten revolutionären Utopien durch Persönlichkeiten wie Olympe de Gouges und Flora Tristán erkannten Frauen die Notwendigkeit, sich der Revolution aus ihrer eigenen Position heraus anzuschließen. In der libertären Bewegung mit den vielen Genoss*innen, die noch immer in der Anonymität der Geschichte verbleiben, müssen wir das Erbe retten, das uns durch Louise Michel hinterlassen wurde – zur Reflexion und zum grundlegenden Verständnis der Rolle der Anarchist*innen in den revolutionären Prozessen seit Russland 1917 bis zum heutigen emanzipatorischen Kampf der Frauen in der Revolution der Zapatist*innen in Chiapas und in Kurdistan –, durch die Erfahrung der Freien Frauen während des Bürgerkriegs in Spanien.

Auf diesen kurzen Seiten arbeite ich eine kleine Roadmap aus, um etwas über die Beteiligung revolutionärer Frauen an den Kampfprozessen, in denen sie mitspielten, in Erfahrung zu bringen. Diese Roadmap, die mit verschiedenen Szenarien arbeitet, zwischen weit entfernten historischen Orten und Epochen springt, wird es uns ermöglichen, über die gemeinsamen Aspekte der Forderungen von Frauen in ihren Annäherungen an die weibliche Selbstemanzipation in der sozialen Revolution nachzudenken.

Die folgenden sechs Szenarien wurden unter vielen anderen ausgewählt, um die komplexen Prozesse zusammenzufassen und zu vereinfachen, sodass ich von meiner voreingenommenen Position als Frau, die im akademischen Systems Europas ausgebildet wurde, zu einem libertären Denken übergehen kann.

Erstes Szenario: Paris, 5. Oktober 1789
Pariser Frauen starteten angesichts ausbeuterischer Preise für Produkte des täglichen Bedarfs Proteste; solcherart Aufstände waren in Europa vom fünfzehnten bis zum neunzehnten Jahrhundert eine beliebte Reaktion auf Subsistenzkrisen und wurden als »émeutes du pain« (Anm. d. Ü.: »Brotaufstände«) bekannt. Diese Art sozialer Reaktionen auf die Probleme der Nahrungsmittel- und Warenverteilung wurden von einer großen Zahl Frauen getragen, da ihre Rolle in den traditionellen Gesellschaften sie mit der Sorge um das Überleben der Menschheit verbindet – eine Angelegenheit von großer Bedeutung, die bei der Untersuchung dieser Aufstände nicht immer angemessen analysiert wird.

Bei dieser Gelegenheit leuchtete die Flamme der Rebellion in der französischen Gesellschaft hell und der Protest der Frauen bereitete dem Marsch auf den Palast von Versailles den Weg, der den Beginn einer Revolution einleitete, die die absolute Autorität der französischen Monarchie beenden und zu einem der Mythen der heutigen westlichen Gesellschaft werden sollte: der Französischen Revolution, des Ursprungs eines neuen soziopolitischen Systems, das die Konzepte der Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit verfechten sollte.

Die positiven Folgen, die die Französische Revolution für einen Großteil der Menschheit hatte, und die historischen Auswirkungen, die ihre neue Art, die Welt zu verstehen, uns hinterlassen hat, sind nicht kleinzureden. Es war auch ein sehr wichtiger Moment, den ersten Geschlechterverrat der revolutionäreren Bewegungen an den Frauen zu verstehen, die an ihnen teilnahmen. Während der Revolution wurden die Forderungen des Volkes in die so genannten Beschwerdehefte aufgenommen, in vielen von ihnen können wir die Argumente der Frauen hervorheben, die ihr eigenes revolutionäres Programm beanspruchten, das aus ihren Lebens- und Kampferfahrungen hervorging und sich von den Diskussionsgruppen auf den Straßen und Plätzen bis zu den neu geschaffenen Bürgervereinigungen ausbreitete. In diesem Programm forderten sie die Verbesserung ihrer Arbeitsbedingungen, wie die Verteidigung der hausfrauisierten Arbeit, und den Zugang zum Kunsthandwerk, forderten politische Rechte wie die Erlangung des Wahlrechts und die freie Verwaltung ihres eigenen Vermögens und Eigentums, aber auch den Kampf für das Recht auf Autonomie der Organisationen der Frauen.

Ein Beispiel für die Undankbarkeit derer, die mit ihren Kampfgefährt*innen die Macht übernommen hatten, ist in der Figur der Olympe de Gouges (1748–1793) verkörpert. Unter diesem Namen ist die französische Revolutionärin Marie Gouze bekannt; sie bezahlte mit ihrem Leben für ihre Kritik am jakobinischen Staat, nachdem sie ihre Stimme erhoben hatte, um zu zeigen, dass die am 26. August 1789 von der konstituierenden Nationalversammlung angenommene Erklärung der Menschen- und Bürger*innenrechte die Idee der Staatsbürger*innenschaft für die Französinnen außer Acht gelassen hatte. Olympe de Gouges wurde am 3. November 1793 mit der Guillotine getötet, beschuldigt des Verbrechens der »Konterrevolution«, da sie die Situation der Unterwerfung, Verwundbarkeit und Minderwertigkeit offenbart hatte, mit der die »französischen Revolutionäre« ihre Kamerad*innen behandelt hatten. Und sie hatte bewiesen, dass die von ihren ehemaligen revolutionären Gefährt*innen im Lichte der Aufklärung geschaffene neue Gesellschaft die Frauen im Dunkeln halten und von den Bürger*innenrechten ausschließen würden, die dazu beigetragen haben, den Kampf an der Seite der Männer mitzuentwickeln.

Zweites Szenario: Paris, 18. März bis 28. Mai 1871
Kein Jahrhundert später explodiert die revolutionäre Flamme erneut in den Straßen der französischen Hauptstadt, als die Bewaffneten die Kontrolle über die Kommune Paris (das Rathaus) übernehmen. Vor dem Machtvakuum, gekennzeichnet durch den Zusammenbruch der kaiserlichen Regierung Napoleons III. zugunsten des Aufstiegs von Wilhelm I. von Deutschland, und nach der viermonatigen Belagerung der französischen Hauptstadt durch die preußischen Truppen (vom 19. September 1870 bis zum 28. Januar 1871) nutzen die Bürger*innen die Situation, um ein selbstverwaltetes politisches Projekt des Volkes zu etablieren. Das Ende der Pariser Kommune als revolutionäre Erfahrung war durch die brutale Belagerung der Truppen der französischen Übergangsregierung gekennzeichnet, die durch harte Repression bekannt wurde, bezeichnet als »Blutige Maiwoche« (21.–28. Mai 1871): »wahllose Massaker an Männern, Frauen, alten Menschen und Kindern« (Ferretti, 2009: 24).

Durch die Arbeit einer Revolutionärin wissen wir heute viel über diesen revolutionären Prozess: Louise Michel, die in einem ihrer Texte auflistet, wie die Kommune in ihrem kurzen Leben von sechzig Tagen die Maßnahmen der kommunalen Selbstverwaltung verkünden konnte. So zum Beispiel die Übernahme verlassener Fabriken durch die Arbeiter*innen, die Schaffung von Kindergärten für die Töchter und Söhne von Arbeiter*innen, den Erlass unbezahlter Mieten und die Abschaffung der Schuldzinsen.

Louise Michel gehörte zu denjenigen die erklärten, dass Frauen sich einem doppelten Feind stellen mussten: der Regierung in Versailles und dem inneren Feind: dem Frauenhass ihrer Partner. Als Antwort auf eine gewisse zögerliche Haltung der Revolutionäre entschieden sich die mit der Kommune verbundenen Pariserinnen für die Selbstorganisierung und schufen durch den Aufruf an die Pariser Bürgerinnen Frauenvereinigungen, woraus die Frauenunion zur Verteidigung von Paris und zur Pflege für die Verwundeten hervorging, die eine große Zahl von Frauen der Ersten Internationale zusammenbrachte.

Louise Michel leitete die Frauenbürgerwehr und war an derjenigen der Männer beteiligt, die beide die Aufgabe hatten, verletzten und verarmten Menschen Obdach und Nahrung zu bieten. Außerdem organisierte sie einen Tagesbetreuungsdienst und war für die Rekrutierung von Ambulanzhelferinnen verantwortlich. Sie band einige Sexarbeiterinnen in diesen Dienst ein, gegen den Einspruch der Männer der Kommune, die argumentierten, dass »sie reine Hände wollten, um die Wunden zu verbinden« (Michel, 2014: 199).

Drittes Szenario: Russland, 1917
Wieder einmal eröffnet sich zwischen 1914 und 1917 vor den russischen Revolutionären eine Kriegsszenerie. Der Erste Weltkrieg ruft viele derjenigen Männer zur Waffe, die durch Glück oder Alter den anderen kriegerischen Unternehmungen des zaristischen Imperialismus entkommen waren. Dies bedeutete, dass die Wirtschaft dieser Nation durch die Arbeit von Frauen getragen wurde (Navailh, 2003: 257). Die Revolution vom Februar 1917 triumphierte wegen der Unterstützung, die die Petrograder Frauen bei ihrem Protest am 8. März bekamen, indem sie sich den öffentlichen Raum nahmen, um das Ende der Kriegsprojekte und die Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen zu fordern. (Texeira, 2012: 79).

Die Bedeutung, die die Arbeiter*innen bekommen hatten, und die Bedeutung einer seit Ende des 19. Jahrhunderts in Russland konsolidierten feministischen Bewegung spiegelte sich in einigen der ersten revolutionären Maßnahmen wider: Die Scheidung wurde legalisiert, die Rechte auf natürliche und legitime Abstammung wurden angeglichen, die eheliche Macht war vorbei.

In diesem Zusammenhang meldet sich die libertäre Bewegung wieder mit aller Macht zurück: Im September 1917 löst sich die anarchistische Bewegung aus Sorge über den Aufstieg der bolschewistischen Partei wegen der Kontrolle der offiziellsten revolutionären Dynamiken von dieser Machtübernahme, um ihren eigenen revolutionären Weg fortzusetzen und sich sogar dem neuen Sowjetstaat zu stellen (Avrich, 1974: 147–159).

Viele Libertäre ließen bei zahlreichen Anlässen ihr Leben für den Triumph der libertären Revolution, wie zum Beispiel Maria Nikiforova (militärische Anführerin), die einen mythischen Ort wie »Atamansha« schuf, Fania Baron, Olga Taratuta ... getötet vom Sowjetstaat.

Viertes Szenario: Spanien im Juli 1936
Die Zweite Spanische Republik hatte der Arbeiter*innen­bewegung und insbesondere der libertären Sphäre des spanischen Staates gezeigt, dass sie deren Forderungen nach Gleichheit und Freiheit nicht erfüllen werde. Diese vorangegangene Erfahrung in einer der demokratischsten Phasen der spanischen Geschichte ermöglichte es den anarchistischen Gruppen, dem Aufstieg der Faschisten am 18. Juli 1936 entgegenzutreten. Und sie verstanden, dass ihr Kampf nicht nur gegen den Faschismus gehen würde, sondern auch einen revolutionären Prozess etablieren müsse, der jene »neue Welt« verkörpert, die sie in ihren Herzen trugen.

In diesem Krieg griffen zum ersten Mal in Spanien viele Frauen zu den Waffen und traten als Milizionärinnen vor, um sich den Truppen Francos zu stellen, die von den italienischen Faschisten und den deutschen Nazis unterstützt wurden. Ihr Beispiel bleibt in unserem kollektiven Gedächtnis haften, obwohl kurz nach dem Vordringen der kommunistischen Macht an den antifaschistischen Fronten eine Kampagne zur Diskreditierung dieser Gefährtinnen begann, mit der Absicht, sie in ihre Heimat zurückzuschicken, was die eher erstickenden Stereotypen der traditionellen Frauenfeindlichkeit der spanischen Kultur verstärkte. Alles in der Absicht, die Milizen zu professionalisieren und sie in eine von der Kommunistischen Partei kontrollierte Armee zu verwandeln.

Bei Kriegsausbruch schuf sich eine Gruppe von Libertären einen eigenen Raum innerhalb der libertären Sphäre, die zwei Initiativen gründete: die erste die in Barcelona im Jahre 1934 entstandene Initiative, die Kulturgruppe der Frauen CNT, und die zweite in Madrid, die im Mai 1936 ihre eigene Debatten- und Propagandapublikation mit dem Namen »Mujeres Libres« (Freie Frauen) schuf. Sie gründeten die erste große anarcho­feministische Vereinigung Spaniens, die als Namen den der Zeitschrift »Mujeres Libres« (Freie Frauen) tragen sollte.

»Mujeres Libres« schuf ein Projekt, das auf weiblicher Emanzipation, weiblichen Netzwerken der Herzlichkeit, einer umfassenden Ausbildung, dem Konzept von bewusster Mutterschaft usw. basierte, und das alles in nur zwei Jahren und in der komplexen Situation des Bürgerkrieges. Zwischen 20.000 und 28.000 Mitarbeiter*innen waren an diesem Projekt beteiligt.

Diese Initiative für den Kampf der anarchistischen Frauen wurde durch den faschistischen Sieg im April 1939 zerschlagen, trotzdem wurde ihr Vermächtnis dank der Bemühungen vieler Weggefährt*innen erhalten, um uns bis heute als Vorbild und Wegweiser zu dienen – das ist wichtig, wenn es darum geht, unsere Kämpfe heute in gemischten Räumen mit unseren Genoss*innen zusammenzuführen und auf den Straßen gegen den Neofaschismus zu kämpfen, der uns umgibt.

Fünftes Szenario: Chiapas, Leitfaden der Erfolge und revolutionären Wünsche von 1994
Nach fünf Jahrhunderten des Kolonialismus und der Unterdrückung der Ureinwohner*innen des Kontinents, den Europa als Amerika bezeichnete, durch die europäischen Zivilisation erstand am 1. Januar 1994 im Dschungel von Chiapas die erneute Hoffnung auf eine Revolution, die nicht nur die Verteidigung der Rechte der einheimischen und eingeborenen Bevölkerung beanspruchte, die von einigen westlichen Staaten und den großen transnationalen Unternehmen kolonisiert worden waren und immer noch werden, sondern auch mit Ehrlichkeit eine beispielhafte Möglichkeit schuf, die Politik auf radikal demokratische, vielfältige und horizontale Weise zu betreiben, um dem Vordringen des globalen kapitalistischen Neoliberalismus entgegenzutreten.

Der Aufstand der EZLN hat uns gelehrt, dass wir uns auf die Realitäten konzentrieren müssen, in denen die gegenwärtigen libertären Prozesse aufgebaut werden; so müssen wir den Bevölkerungen beibringen, dass sie am Rande des kapitalistischen Westens Widerstand leisten müssen, indem sie viel horizontalere Lebensformen aufbauen und aufrechterhalten, die gerecht und im Gleichgewicht mit der Umwelt derjenigen sind, die im kapitalistischen, neoliberalen und sogar kolonialen Europa kaum etwas wissen. Die Revolution der Zapatist*innen hat von ihren ersten Momenten an eine große Anzahl Frauen in ihren Reihen. Frauen, die gekämpft haben, gelitten haben und von denen einige gestorben sind, aber auch Frauen, die Vorschläge und politische Alternativen geschaffen haben, die Positionen der Strategie, der Entscheidungsfindung usw. innehatten, die das Leben ihrer Gemeinschaften verändert und verbessert haben.

Die zapatistischen Frauen bringen uns unter vielem anderen eine revolutionäre Innovation, das »Erste Revolutionäre Gesetz der Zapatistischen Frauen«, einen Text, der nicht nur für die Unterstützung der Menschenrechte der Frauen in ihrer Gesamtheit relevant ist wie nur wenige Gesetze der »beabsichtigten westlichen demokratischen Systeme«, die sie haben, sondern auch deshalb wichtig ist, weil er das Ergebnis eines gemeinsamen Reflexionsprozesses war, in dem die zapatistischen Frauen ihre Traditionen und Bräuche als Überträgerinnen der indigenen Kultur hinterfragten, um die Zensur der patriarchalischen Merkmale zu demonstrieren, die sie in ihren Gemeinschaften festgestellt haben (Falquet, 2001: 164). Sie begannen den Weg der Revolution mit einem Programm der Freiheit, welches sie aus ihren eigenen Erfahrungen als Frauen erstellt hatten.

Bis heute zeigen uns die Revolutionär*innen der EZLN weiterhin, dass es andere Wege des Kampfes in der Welt gibt, die es schaffen, den Frauen die Utopien zu bringen, von denen sie seit so vielen Jahrhunderten geträumt haben. Im vergangenen März hielten sie das »Erste internationale, politische, künstlerische, sportliche und kulturelle Treffen der kämpfenden Frauen« ab und demonstrierten damit ihre Relevanz, um den Widerstand so vieler verschiedener Frauen in der Welt gegen das »schlechte kapitalistische und patriarchalische System« zusammenzubringen und zu fördern.

Sechstes Szenario: Kurdistan, in diesem Moment. Horizont der Illusion und Hoffnung.
Zusammen mit der zapatistischen Erfahrung finden wir heute die revolutionäre Avantgarde in den so sehr geschundenen Gebieten Kurdistans.

Im Frühjahr 2011 wurde die Hoffnung mit einer Revolution geweckt, die im Bewusstsein des historischen Geschlechterverrats steht, die weiß, dass es keinen Erfolg für eine wirklich freie Welt geben kann, ohne dass das Leben und seine Verteidigung im Mittelpunkt des revolutionären Prozesses stehen. Die Kämpfe, die nur Tod und Macht kennen, werden niemals erfolgreich sein, sie enden erschöpft und konsumierend. Es geht nicht darum, einen Staat zu schaffen, der die Logik patriarchaler Unterdrückung wieder hervorbringt; die revolutionäre Veränderung liegt in der Schaffung einer wirklich gerechten und freien Gesellschaft, in dem Verständnis der Stärke und Relevanz des menschlichen Lebens und der Natur, die sie trägt und umgibt.

Die kurdische Revolution erkennt die wirkliche historische Bedeutung der Frauen an und hat ihre Einbeziehung in alle Bereiche des Kampfes, sowohl politisch, sozial als auch militärisch, unter mit den Männern gleichberechtigten Bedingungen ermöglicht. Ihr Programm der weiblichen Selbstemanzipation ist so radikal und tiefgreifend, dass sie über das, was sich die Freien Frauen 1936 in Spanien erträumt hatten, hinausgingen und eine eigene Wissenschaft der Frauen erarbeiteten, in der sie ihre Beiträge zur Revolution und zur gesamten Menschheit analysieren; sie nennen es: Jineolojî.

Es sind die kurdischen Revolutionär*innen, die uns zeigen, dass ihr Konzept des »demokratischen Konföderalismus« und der »Frauenrevolution« den Wurzeln des globalen Kapitalismus und dem Patriarchat, das ihn stärkt und aufrechterhält, entgegensteht, da sie sich den Grundlagen des Systems gegenübersehen, welches Unterdrückung reproduziert und erzeugt. Unter Benutzung des angesammelten Wissens, das als Erbe der Vorkämpfenden überlebt hat, und unter Verwendung einiger der Rollen, die die patriarchalischen Gesellschaften den Frauen vorbehalten haben, wie z. B. die Betreuung abhängiger Menschen, lehren uns die Kämpfer*innen Kurdistans die Relevanz der Wiederaneignung der eigenen Erfahrungen der Frauen, um ein demokratisches Zivilisationsmodell zu schaffen, das Leben ermöglicht und schützt.

Ihnen wenden wir die Augen zu, um unsere Blicke mit Hoffnung zu füllen, und angesichts ihres Kampfes müssen wir aus den fernen Gebieten mit unserer Solidarität und unserer gegenseitigen Unterstützung reagieren, indem wir den Genoss*innen zeigen, dass sie vor der imperialistischen Barbarei des Kapitalismus und des Patriarchats nicht allein sind und niemals allein sein werden.

Endergebnis
Diese kleine Reise durch einige der revolutionären Prozesse, in denen sich die Beteiligung von Frauen in einem Projekt der Selbstemanzipation innerhalb der libertären Bewegung konkretisiert hat, ermöglicht es uns, das Potenzial zu sehen, welches wir haben, um das Leben zu erhalten und Alternativen zu den hierarchischen Strukturen von Herrschaft und Macht zu schaffen, die das Patriarchat über Tausende von Jahren etabliert hat.

Alle besprochenen Episoden fallen mit einem Kontext des Bruchs und der sozialen Krise zusammen, in dem die traditionelle Macht zusammenbricht und zu einer Welle entfesselter Gewalt wird, die das alltägliche Gleichgewicht zerstört. Angesichts dieser lebenswichtigen Notsituation sind alle Frauen dazu aufgerufen, sich auf radikalste und engagierteste Weise an der Gesellschaftsbildung zu beteiligen, um einer möglichst großen Zahl von Menschen ein Mindestmaß an Wohlergehen zu sichern und dem Leben Kontinuität zu geben, in allen Bedeutungen der Sicherung des Lebens.

Wenn Frauen erst einmal in den revolutionären Prozess eingebunden sind, sich der Bedeutung ihrer Rolle bewusst werden und ein Kampfprojekt auf die Beine stellen, welches unsere Bedürfnisse, unseren Rhythmus, unser Wissen und unsere Fähigkeiten enthält und widerspiegelt, bringen wir eine beispiellose Stabilität in die soziale Revolution und die Möglichkeit, Gemeinschaftsprojekte aufzubauen, die eine Alternative zu den traditionellen Macht- und Kontrolldynamiken des ­Hetero-Patriarchats darstellen, die heute den globalen und wilden Kapitalismus unterstützen, der uns gefangen hält und unterdrückt.

Bibliographie
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