Hintergründe der Friedensgespräche zwischen FARC-EP und Staat
Frieden und Ökologie in Kolumbien
Metin Yeğin
Die offiziellen Gespräche zwischen der FARC-EP und der kolumbianischen Regierung hatten bereits begonnen. Wir waren auf Kuba in Havanna an einem Ort, der für unser Treffen ausgesucht worden war. Kommandant Ricardo Téllez sprach zu uns. In der Weltpresse ist er als Sprecher der FARC-EP bekannt. »Wir sind in eine andere Etappe des Dialogs getreten. Nach geheimen und prüfenden Treffen haben wir uns nun als Ergebnis all dessen an einen Tisch gesetzt. Wir und die kolumbianische Regierung hatten die Vereinbarung erreicht, die Gespräche ohne Unterbrechung fortzusetzen, um den sozialen Problemen Kolumbiens ein Ende zu bereiten. (...) Wir wollen, dass diese Diskussionen von allen Organisationen in Kolumbien geteilt werden. Wir wollen, dass die Schüler, Dorfbewohner, Indigenen, Studierenden, Vermittler, Journalisten, Intellektuellen und Künstler dies teilen«, sagte er und definierte den ersten Gegenstand der Diskussion als »neoliberalen Zustand«.
Gespräch mit dem Literaturtheoretiker und politischen Philosophen Michael Hardt
Kurdische Bewegung – ein Modell für den Mittleren Osten
Kenan Aydin und Nûhat Muğurtay, Özgür Gündem 26.05.2014
Im Rahmen seines Gastbesuchs an der Boğaziçi-Universität in Istanbul hat der Literaturtheoretiker und politische Philosoph Michael Hardt an einer Reihe von Veranstaltungen und Konferenzen teilgenommen. Unser Gespräch mit Hardt, der in der Türkei und in Kurdistan für seine mit Antonio Negri geschriebenen Bücher »Empire«, »Multitude« und »Commonwealth« bekannt ist, begann einleitend mit dem Begriff »Multitude«. Anschließend sprachen wir über die HDP, das Konzept der »Demokratischen Autonomie«, die Entwicklungen in Rojava und dem Mittleren Osten im Allgemeinen, die Organisierungsform sozialer Bewegungen weltweit und die sozialen Medien. Da Hardt wusste, dass wir eine Zeitung sind, welche die kurdische Politik intensiv verfolgt, und er mehr Fragen hatte als wir, bekam das Interview mehr den Charakter einer Unterhaltung.
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Nur im Internet
Über den internationalen Terror und seine »Abwehrdienste«
Oktober 2012, ein dunkler Monat in den Beziehungen zwischen Ankara und Paris
Maxime Azadi
Es war vor knapp zwei Jahren. Im September 2012 hielt der türkische Ministerpräsident, Recep Tayyip Erdoğan, eine eindringliche Rede. Er schäumte sogar vor Wut. Er machte Frankreich und Deutschland schwere Vorwürfe: »Ich muss offen sagen, dass Deutschland und Frankreich uns nicht behilflich sind. Sie geben Terroristenführern Freiraum und finanzielle Unterstützung. Wo bleibt die Auslieferung der Schuldigen?«
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Den gesamten Monat Mai besuchte eine Delegation aus der Ethnologin Anja Flach, dem Historiker Michael Knapp und dem Ökologen Ercan Ayboğa Rojava, die befreiten Gebiete der KurdInnen im Norden Syriens.
Schwarze Fahne – der Kampf gegen ISIS
Anja Flach, Ethnologin, Rojava-Delegation der Kampagne TATORT Kurdistan
Im Juli 2012 übernahmen kurdische Organisationen unblutig die Kontrolle in Städten und Dörfern in Rojava, im kurdischen Norden Syriens, entlang der Grenze zum kurdischen Gebiet der Türkei.
»Wo Syrien schon frei und demokratisch ist«, titelte jüngst sogar die Tageszeitung Die Welt1 und beschrieb die Basisorganisierung in Rojava in leuchtenden Farben. Auch wir als Delegation, die Rojava im Mai besuchten, können dies bestätigen: Gäbe es nicht das Embargo von Seiten der Türkei und Südkurdistans auf der einen Seite und die islamistischen Banden auf der anderen Seite, könnte Rojava eine Insel des Friedens und der Demokratie im Mittleren Osten sein. Die islamistischen Banden, allen voran ISIS (Islamischer Staat im Irak und in Syrien), versuchen jedoch wichtige Gebiete, vor allem in der Erdölregion im Nordosten Syriens (Cizîre) und im Nordirak, unter ihre Kontrolle zu bekommen. Dabei werden sie von fast allen regionalen Kräften direkt oder indirekt unterstützt. Alle wollen das Projekt der Demokratischen Autonomie in Rojava zerstören, das Projekt einer Frauenrevolution, denn es ist eine wirkliche Alternative und damit eine Bedrohung für ihre eigenen korrupten, patriarchalen und ungerechten Systeme.
Zur Darstellung von kurdischen Kämpferinnen in den Medien
Sexistische Propagandamethoden zur Delegitimierung der Frauenbewegung
Dilar Dirik
In der Zeit nach den Morden an Sakine Cansız, Fidan Doğan und Leyla Şaylemez am 9. Januar 2013 in Paris richteten die Mainstream-Medien ihre Aufmerksamkeit plötzlich auf ein lang vernachlässigtes, aber dennoch faszinierendes Thema: auf die bemerkenswerte Rolle der Frau in der kurdischen Freiheitsbewegung.
In den letzten zwei Jahren übernahmen die Kurden die Kontrolle über Westkurdistan (Rojava) und etablierten dort nach und nach Selbstverwaltungsstrukturen inmitten des syrischen Bürgerkriegs. Von Anfang an nahmen Frauen an der Rojava-Revolution durch ihren sozialen und politischen Aktivismus teil, aber was die westlichen Mainstream-Medien vor allem verwunderte, ist die Teilnahme dieser Frauen als gleichberechtigte Kämpferinnen im Krieg. Diese Frauen, die sowohl gegen das Assad-Regime als auch gegen dschihadistische Gruppen kämpfen, betonen immer wieder, dass sie an mehreren Fronten für ihre Freiheit als Kurdinnen und als Frauen Widerstand leisten. Auch wenn die Existenz von weiblichen Kämpferinnen seit Jahrzehnten ein natürliches Element der Politik in Kurdistan ist, scheint die Weltöffentlichkeit erst jetzt zu dieser Einsicht gekommen zu sein. Vor allem nach den Ereignissen der letzten zwei Jahre hat die kurdische Frauenbewegung das Vorstellungsvermögen der Mainstream-Medien auf verschiedenste Weise vereinnahmt, von erstaunter Ehrfurcht über arroganten Orientalismus bis zu schierem Sexismus.
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