Es ist unsere Verantwortung, ihren Weg weiterzugehen
Drei Frauen – vereint durch ihren Weg auf der Suche nach Freiheit
Şervîn Nûdem
Avaşîn, Hêlîn und Lêgerîn – drei Frauen von unterschiedlichen Kontinenten, deren Wege auf der Suche nach Freiheit und Gerechtigkeit nach Rojava führten.
Drei Frauen, die sich konsequent patriarchalen, rassistischen und faschistischen Angriffen entgegenstellten.
Drei Frauen, die nicht tatenlose Zeuginnen der Verbrechen von faschistischen Dschihadisten und der türkischen Besatzungsarmee sein wollten.
Drei Frauen, die große Ziele hatten und sich an der Umsetzung und Verteidigung der Frauenrevolution in Rojava beteiligten.
Drei Frauen, die sich der historischen Bedeutung dieses Kampfes bewusst waren und den demokratischen Konföderalismus in Rojava zugleich als eine Inspirationsquelle für neue globale revolutionäre Perspektiven und eine ausbeutungsfreie Gesellschaft verstanden.
Drei Frauen, die persönliche Privilegien ablehnten; die Widersprüche und Schwierigkeiten im Alltag als Herausforderung verstanden, sich selbst zu reflektieren und Verantwortung für progressive Veränderungen zu übernehmen.
Drei Frauen, die für ihre Ziele mit Überzeugung, Liebe und Wärme im Herzen lebten und kämpften.
Drei Frauen, die in ihrem Umfeld so sehr Lebensfreude, Menschenliebe und positive Energie verbreiteten, dass es für uns immer noch unbegreiflich ist, dass sie alle drei – ausgerechnet im März, im Monat des internationalen Frauenkampftages, des Frühlingsbeginns und des Newrozfestes – aus unserer Mitte gerissen wurden.
Drei Frauen, die in unseren Erinnerungen, Herzen und Kämpfen für Befreiung weiterleben.
Drei Frauen, die den Funken des Aufstands und der Hoffnung in die Welt hinausgetragen und verbreitet haben und damit zu Symbolen der Frauenrevolution geworden sind
wie Hevala Sara, Rojbîn und Ronahî in Paris,
wie Hevala Seve, Pakize und Fatma im Widerstand für die Demokratische Autonomie in Nordkurdistan,
wie Hevala Avesta, Barîn und Amargî im Widerstand gegen die faschistische Besatzung von Efrîn.
Mit der Frauenrevolution den Faschismus besiegen
Nicht zuletzt mit dem völkerrechtswidrigen Besatzungskrieg der türkischen Armee und den von ihr gesteuerten dschihadistischen Mörderbanden auf Efrîn wurde das gemeinsame Anliegen der hegemonialen Mächte deutlich: Jeglicher Versuch, solidarische, kommunale, auf Frauenbefreiung basierende Gesellschafts- und Selbstverwaltungsstrukturen aufzubauen, soll mit Gewalt erstickt werden. Um ihre Profite und Machtinteressen im Mittleren Osten und der Welt zu sichern, annullieren Staaten heute kurzerhand zwischenstaatliche Institutionen, universelle Menschen- und Völkerrechte. Gab es nach dem Holocaust und dem 2. Weltkrieg einen Konsens zwischen den Machtblöcken, Mechanismen zu schaffen, die (angeblich) eine erneute faschistische Barbarei verhindern sollten, sind wir heute mit einem Konsens konkurrierender Staaten konfrontiert, jegliche politische und gesellschaftliche Artikulation zu zerschlagen, die ihre Machtansprüche durchkreuzt. Die angebliche Souveränität von Staaten und »Unantastbarkeit« von Grenzen wird beliebig und willkürlich interpretiert: Einerseits breiten sich Besatzungsarmeen aus, zerbomben Dörfer und Städte, ziehen neue Grenzen und errichten neue Kolonialregime. Andererseits werden demokratische Volksentscheide – wie beispielsweise das Referendum in Katalonien – zum »Hochverrat« erklärt. Bei offiziellen Wahlen gewählte Abgeordnete, BürgermeisterInnen und Präsidenten werden abgesetzt und verhaftet. Ihre Ämter werden mit Handlangern der zentralen Staatsgewalt besetzt. Söldnerarmeen werden mit faschistisch-religiösen und nationalistischen Losungen rekrutiert und mit Geld und Waffen aus imperialistischen Staaten versorgt. Territorien werden militärisch besetzt. Vergewaltigung als Kriegsstrategie eingesetzt. Frauen werden als Kriegsbeute verkauft und versklavt. Menschen werden ihrer Lebensressourcen, ihrer Kultur, ihrer Geschichte, ihrer Sprache, ihrer Integrität und ihres Willens beraubt. Jeglicher Einspruch gegen das Diktat, die Kriegs- und Lügenpropaganda der Herrschenden wird mit Repression, Gefängnis oder Tod bestraft. Dies sind einige Beispiele für den Faschismus, der im zweiten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts als brutalster Ausdruck des patriarchalen, kapitalistischen Ausbeutungssystems an vielen Orten der Welt immer offener zutage tritt.
Die faschistische Erdoğan-Herrschaft, die mittels ihres islamistisch-türkischen Nationalismus, Militarismus und der Besatzungsangriffe auf Syrien und den Irak versucht, ein neues Osmanisches Großreich zu errichten, ist zu einem Zentrum der faschistischen Aggression geworden. Dieses Regime, das jegliche Opposition im Inneren mit Gewalt unterdrückt, aus- und gleichschaltet sowie seinen Herrschaftsanspruch immer weiter ausweitet, stellt nicht nur für die Völker im Mittleren Osten eine ganz reale Gefahr dar. Es scheint, als wollten gewisse Kräfte eine Wiederholung der Geschichte heraufbeschwören: Im 4. Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts hatte die internationale Staatengemeinschaft lange Zeit zu den Verbrechen des Nazi-Faschismus geschwiegen, Hitler als einen »etwas Übergeschnappten« verharmlost und der Annexion von Staaten wie Österreich und Tschechien tatenlos zugesehen. Auch heute sehen mächtige Staaten und Konzerne in Erdoğan einen »etwas übermütigen«, aber immer noch lukrativen Geschäftspartner, mit dem sie es sich lieber nicht verderben wollen. Deshalb sehen sie dem Zerbomben kurdischer Städte und Dörfer, Massakern an der Zivilbevölkerung, Kriegsverbrechen, der gezielten Zerstörung kultureller und historischer Stätten, dem Auslöschen kultureller und geistiger Vielfalt, der Unterdrückung von Meinungsfreiheit, politischer und gesellschaftlicher Organisierung tatenlos zu. Die Gemeinschaft der hegemonialen Staaten scheint sich darauf geeinigt zu haben, dieses faschistische Regime weiter gewähren zu lassen. Ihren Machtinteressen entsprechend verfolgen sie die Absicht, ihren 3. Weltkrieg im Zentrum des Mittleren Ostens weiter anzuheizen, um aus der Zerstörung, dem Elend der Menschen und einem zukünftigen Wiederaufbau neue Profite zu schlagen und Abhängigkeiten aufzubauen. Deshalb dulden und unterstützen sie menschen- und völkerrechtswidrige Aggressionen und verschärfen Repression, Zwänge und Ausbeutung im Inneren. Deshalb werden Menschen und Organisationen, die sich für Freiheit und Selbstbestimmung einsetzen, gegen Unrecht Widerstand leisten, ihre Existenz und Menschenwürde verteidigen, als »Terroristen« diffamiert und verfolgt.
So wie Tausende von Menschen im Jahr 1936 erkannten, dass der Franco-Faschismus nicht nur eine Gefahr für Spanien darstellte, und aus allen Teilen der Welt aufbrachen, um die Spanische Republik zu verteidigen, so erkennen auch heute immer mehr Menschen, dass der Kampf in Rojava vielfältige internationale Dimensionen hat.
Teil der Revolution in Rojava sein für eine freie Zukunft
Menschen verschiedener Völker des Mittleren Ostens und anderer Kontinente identifizieren und vereinen sich mit dem Kampf. Wie Avaşîn, Hêlîn und Lêgerîn erkennen sie, dass die Revolution in Rojava auch ihre Revolution ist. Es ist eine Revolution der Menschen, die gegen Unrecht und Ausbeutung für eine freie Welt und eine freie Gesellschaft kämpfen. Es ist eine Revolution der Frauen, die sich aus den Fesseln patriarchaler Gewalt und Bevormundung befreien. Sie sehen Rojava als Standbein einer weltweiten Revolution, eines Aufbruchs gegen Faschismus, Kapital und Patriarchat.
Zunächst kamen InternationalistInnen insbesondere nach Rojava, um sich zur Verteidigung der Revolution in Rojava am Widerstand gegen den IS-Faschismus zu beteiligen. So schrieb unsere 19 Jahre junge Freundin Avaşîn Têkoşîn (Ivana Hoffmann) in ihrem Abschiedsbrief an ihre GenossInnen in Europa: »Ich will Teil der Revolution in Rojava sein. Ich will mich weiterentwickeln. Ich will in diesen 6 Monaten den Kampf, der alle unterdrückten Völker miteinander verbindet, kennenlernen und vor allen Dingen die Revolution in Rojava, wenn es sein muss, mit meinem eigenen Leben verteidigen. (...) Nichts hält mich mehr hier. Ich kann nicht tatenlos zusehen, während meine Schwestern, Brüder, Freunde, Mütter, Väter, Genossen um die Freiheit, um die Unabhängigkeit vom Kapitalismus kämpfen ...«
Ivana, die sich als Antifaschistin in Deutschland an vielen Demonstrationen und Aktionen gegen Angriffe des türkischen Militärs auf Kurdistan beteiligt hatte, fiel am 7. März 2015 im Kampf gegen den IS bei der Verteidigung assyrischer Dörfer in der Region Til Temir. Sechs Monate hatte sie als Militante der MLKP (Marxistisch-Leninistische Kommunistische Partei) und Kämpferin der Frauenverteidigungseinheiten YPJ an der Verteidigung der Revolution in Rojava mitgewirkt. Sie war die erste Internationalistin mit afrikanischen Wurzeln, die sich aus Europa den Reihen der YPJ angeschlossen hatte. Mit ihrem Eifer und ihrer Neugier zu lernen, mit ihrem Kampfgeist, ihrer Einfühlsamkeit und Willenskraft machte sie vielen Menschen Mut, selbst neue Schritte zu wagen.
Auch Hêlîn Qereçox (Anna Campbell) kam nach Rojava, um sich am Kampf der Frauenverteidigungseinheiten YPJ gegen den Islamischen Staat (IS) zu beteiligen und um mit ihren eigenen Worten »Teil der Frauenrevolution zu sein«. Auf der Suche nach neuen Perspektiven verglich sie ihre Erfahrungen aus Kämpfen und Diskursen anarchistischer, antiautoritärer und queer-feministischer Organisierungen in England mit den neuen Eindrücken in Rojava und schloss daraus: »Rojava ist eine gute Schule. Wir lernen und bilden uns selbst weiter. Langfristige Perspektive, die beinhaltet, selbst eine militante Persönlichkeit zu entwickeln. Divers sein, ohne sich in endlose ideologische Grabenkämpfe zu verwickeln. Die Kultur der Dominanz überwinden, die Spuren von Patriarchat, kapitalistischer Lebensweise und Nationalstaat überwinden.«
Mit großer Begeisterung las und diskutierte sie die Verteidigungsschriften von Abdullah Öcalan und Literatur der Frauenbewegung. Die Ansätze und Praxis des demokratischen Konföderalismus, der Frauenbefreiungsideologie und Jineolojî inspirierten sie, und sie inspirierte wiederum Menschen in ihrer Umgebung mit ihren Interpretationen, Fragen und Ideen. Die Frage, wie sich Utopien umsetzen lassen, wie freie und solidarische Beziehungen gestaltet werden können, war für sie und ihren Umgang mit Menschen und der Natur ganz entscheidend. Sie setzte sich zutiefst mit der Fragestellung auseinander, was Prioritäten und Prinzipien des revolutionären Kampfes sind und welche Konsequenzen sie erfordern. Als die Angriffe der türkischen Armee auf Efrîn begannen, schlussfolgerte sie: »Heute führen wir einen globalen Kampf, der entweder in Befreiung oder aber in totaler Unterdrückung enden wird und der das Ausmaß eines 3. Weltkrieges erreicht hat. Wir können da nicht außen vor stehen und erwarten, dass andere das tun, wozu wir zu faul sind oder wovor wir Angst haben. Wenn wir erfolgreich sein wollen, dann müssen wir sehen, dass es um alles oder nichts geht. Es ist die Zeit des Mutes und der Entscheidung, der Koordinierung und Organisierung und die Zeit der Tat.«
Mit dieser Klarsicht und Entschlossenheit, setzte sie es durch, als Kämpferin der YPJ nach Efrîn zu gehen und sich am Widerstand gegen die faschistische Invasion zu beteiligen. Am 15. März 2017 verlor sie beim Artilleriebeschuss der türkischen Armee auf ihre Stellungen in Efrîn zusammen mit drei weiteren FreundInnen ihr Leben. Doch mit ihrem Entschluss hat sie zugleich viele Menschen in ihrer Heimat sowie in vielen Ländern der Welt aufgerüttelt, die Widersprüche des Systems zu erkennen. Im Gedenken an Hevala Hêlîn gingen Zehntausende in Großbritannien auf die Straße und protestierten gegen die faschistische Besatzung von Efrîn sowie die Rolle europäischer Regierungen in diesem schmutzigen Krieg.
Ebenso setzte die Freude über das Leben und der Schmerz über den Tod unserer Freundin Lêgerîn (Alina Sánchez), die am 17. März 2017 bei einem Verkehrsunfall in der Stadt Hesekê im Kanton Cizîrê starb, Tausende Menschen in Lateinamerika, Kurdistan und Europa in Bewegung. Sie war auf dem Weg zu einem Treffen mit internationalen Ärzteorganisationen gewesen, um medizinische und humanitäre Hilfe für die Bevölkerung von Efrîn zu organisieren. Zu Beginn des Krieges der türkischen Armee hatte sie selbst als Ärztin dort hingehen wollen, um Verletzte und Kranke zu behandeln. Schon bei den Befreiungsoperationen der Demokratischen Kräfte Syriens QSD, der Volksverteidigungseinheiten YPG und Frauenverteidigungseinheiten YPJ gegen die IS-Mörderbanden wie in Minbic und Raqqa hatte sie ihre medizinischen Fähigkeiten, ihren Mut und ihre Fürsorge für ihre FreundInnen an der Front bewiesen.
Die Suche nach Freiheit und Menschlichkeit hatte Hevala Lêgerîn 2011 aus ihrem Heimatland Argentinien in die Berge Kurdistans und nach Rojava geführt. Als erste Internationalistin aus Lateinamerika in den Bergen Kurdistans wählte sie den Namen Lêgerîn Azadî (»Freiheitssuche«) und nannte sich später um in Lêgerîn Ciya (»Suche der Berge«). Sie hatte zuvor mit verschiedenen sozialen Bewegungen in unterschiedlichen Ländern Lateinamerikas Kontakte gehabt, sich an ihren Aktionen und Diskussionen beteiligt. Wie der argentinische Revolutionär Che Guevara war sie zunächst von Argentinien nach Kuba aufgebrochen, wo sie Medizin studierte, um dann zu schauen, an welchem Ort der Erde ihr Wissen und ihre Fähigkeiten am meisten von den Menschen gebraucht und zu einem Bestandteil revolutionärer Aufbauarbeit werden können.
Mit großem Eifer diskutierte sie mit den FreundInnen in den Bergen über die Errungenschaften und Fehler der Befreiungsbewegungen in Lateinamerika. Zugleich wollte sie mit großem Wissensdurst von der Geschichte des Freiheitskampfes in Kurdistan und den Erfahrungen einer jeden Freundin, eines jeden Freundes in den Bergen lernen. Sie half bei der Redaktion der spanischen Übersetzung der Verteidigungsschriften von Abdullah Öcalan mit und übersetzte die Autobiographie von Sakine Cansız. Hierbei setzte sie sich intensiv mit den Analysen Abdullah Öcalans, dem Paradigma des demokratischen Konföderalismus und der Entwicklungsgeschichte der kurdischen Frauenbewegung auseinander. Hierin sah sie zugleich Lösungsperspektiven für die sozialen Bewegungen in Lateinamerika. Mit ihren Diskussionen und ihrer Teilnahme am Leben brachte Hevala Lêgerîn ihren GenossInnen in den Bergen Kurdistans die Kämpfe der Frauen und Völker Lateinamerikas näher. Zugleich entwickelte sie Ideen und Konzepte, wie sich im Rahmen der demokratischen Autonomie in der Gesellschaft ein alternatives Gesundheitssystem aufbauen lassen könnte. In dieser Zeit in den Bergen lernte sie während der Angriffe der türkischen und iranischen Armeen auf die Gebiete Qendîl, Xinêre und Garê zugleich die Realität des Krieges und des Widerstands kennen. Als sie nach einigen Monaten wieder nach Lateinamerika ging, um ihr Medizinstudium zu beenden, bemühte sie sich darum, den kurdischen Befreiungskampf, die Frauenbewegung und das Paradigma Abdullah Öcalans in vielen lateinamerikanischen Ländern und Bewegungen bekannt zu machen. Mit leuchtenden Augen erzählte sie von dem in Kurdistan Gesehenen und Erlebten. Sie knüpfte neue Brücken und Netzwerke der Solidarität, um dann wieder nach Kurdistan zurückzukehren. Zur Zeit der Kämpfe um die Verteidigung von Kobanê und mit dem Aufbau des demokratischen Konföderalismus in Rojava und Nordsyrien wollte Hevala Lêgerîn ihre Ideen in die Tat umsetzen. Mit großer Freude, Beharrlichkeit, Energie und Einfühlungsvermögen arbeitete sie unter den Schwierigkeiten von Krieg und Embargo am Aufbau eines alternativen Gesundheitssystems in Rojava als Teil des Aufbaus einer neuen Gesellschaft. Jeder Mensch war für sie wichtig, verdiente Aufmerksamkeit und Respekt. Mit ihrem bescheidenen Leben, ihren klaren Prinzipien und ihrer überzeugenden Natürlichkeit, durch ihre Freundschaft, Kollektivität und ihr Wirken beeindruckte Hevala Lêgerîn ihre GenossInnen, aber auch viele Menschen in Rojava und Lateinamerika. Dies führte dazu, dass sich auch weitere InternationalistInnen von Lateinamerika auf der Suche nach Freiheit auf den Weg nach Kurdistan begaben.
So bemerkte Nora Cortinas bei einer Gedenkveranstaltung der Madres de Plaza de Mayo in Argentinien: »Lêgerîn und viele Frauen sind nach Rojava gegangen und haben gezeigt, dass die kurdische Frauenbewegung eine Hoffnung für alle Frauen in der Welt ist. Wie die Frauen in Efrîn gesagt haben: Efrîn zu verteidigen bedeutet, die Frauenrevolution zu verteidigen. Das hat Lêgerîn getan. Wir müssen jetzt nicht nur Efrîn, sondern das gesamte kurdische Volk noch stärker verteidigen. Einige Worte sind nicht mehr genug, wir müssen noch lauter unsere Stimme erheben!«
Avaşîn, Hêlîn und Lêgerîn sind zu Symbolen der Schaffenskraft des internationalen Frauenkampfes gegen faschistische Zerstörung geworden. Entschlossen haben sie sich dem Feind entgegenstellt und gekämpft, ohne jemals dem Feind zu ähneln. Sie haben sich ihre Menschlichkeit, ihre Liebe und ihr Lachen bewahrt. Sie haben uns gezeigt, dass es möglich ist, die Grenzen und Zwänge des patriarchalen, kapitalistischen Systems zu überwinden und als freie Frauen Verantwortung für den Aufbau und die Verteidigung unserer Zukunft zu übernehmen.
»Seit vielen Jahren gibt es hier [in Rojava] viele internationalistische MärtyerInnen, Şehîds. Eine Stärke dieser Revolution ist es, dass wir im Gedenken an die Menschen, die zu MärtyerInnen geworden sind, noch größere und stärkere Dinge aufbauen als zuvor. Selbst wenn keine InternationalistInnen mehr nach Rojava kommen sollten, um zu kämpfen – wobei ich nicht glaube, dass dies jemals passieren wird –, dann würde der Kampf im Gedenken an diese internationalistischen Menschen, die hier gestorben sind, trotzdem weitergehen. Das ist etwas sehr Schönes an dieser Revolution; zu fühlen, dass wir alle gemeinsam kämpfen können, um eine bessere Welt aufzubauen ...« (Şehîd Hêlîn)
Avaşîn, Hêlîn und Lêgerîn haben sich in der Revolution Rojavas verewigt. Nun ist es unsere Verantwortung, ihren Weg weiterzugehen, im Gedenken an sie und die Tausenden anderen gefallenen FreiheitskämpferInnen, den Funken dieser Revolution der Frauen und der Menschen des Mittleren Ostens weiter anzufachen und in der Welt zu verbreiten.
Kurdistan Report 197 | Mai/Juni 2018