Die Geschichte der Zeitung Welat:
Dutzende Male geschlossen und nun ohne Druckerei
Nurhak Yılmaz, Gazete Karınca 02.04.2018
Auf Kurdisch heißt »Azadîya Welat« »Freiheit der Heimat« oder »Freie Heimat«. Es ist der Name einer auf Kurdisch herausgegebenen Zeitung. Die Leserinnen und Leser von Gazete Karınca werden es wissen, doch ich möchte es an dieser Stelle trotzdem schreiben: Alle türkischen Druckereien lehnten es ab, die Zeitung zu drucken, die in der Tradition von Zeitungen wie Welat steht, weshalb in der letzten Woche die aktuelle Ausgabe als Fotokopie verkauft werden musste.
Azadîya Welat erschien ab 1992 zunächst wöchentlich und wurde erst später täglich herausgebracht. Sie wurde geschlossen. Und wieder eröffnet. Und wieder geschlossen. Ihr Name änderte sich. So vergingen genau 26 Jahre. Die Freiheitslosung in ihrem Titel, »Azadî«, blieb stets erhalten. Es gab keinen einzigen Tag, an dem die Zeitung ihrer Verantwortung und ihrem Schicksal als einzige kurdischsprachige Zeitung in der Türkei nicht gerecht wurde.
Ihre Absicht war und ist es, in einfacher und bodenständiger Sprache zu berichten. Sie hatte keine andere Wahl, als sich ihre eigene Leserschaft und ihre eigenen Autorinnen und Autoren aufzubauen. Und so mussten sowohl die Herausgeber der Zeitung als auch ihre Leserinnen und Leser intensive Lernprozesse durchlaufen. Es gab Zeiten, in denen die Leserschaft sich beschwerte, man könne die Sprache der Zeitung nicht verstehen. Die Auflage erreichte nie die Zehntausendermarke. Hätte die niedrige Auflage nur ökonomische Folgen gehabt, wäre es nicht weiter schlimm gewesen. »Sie wird wenig gelesen«, sagte man sich und nahm dies auch als Beweis dafür, dass »Kurdisch keine angemessene Sprache« sei. Die Herausgeberinnen und Herausgeber der Zeitung erwiesen sich angesichts der Schwierigkeiten als verdiente, bescheidene und würdevolle Persönlichkeiten.
Und doch gab es Autoren und Lyriker, die hinter der Zeitung standen und auf Kurdisch schrieben, als sie mit »einer unbekannten Sprache« den dunklen und langen Tunnel durchquert hatte. Die Kommentarspalten wurden auf Kurdisch verfasst. Die Zeitung versammelte Schülerinnen und Schüler, Frauen und Männer um sich, die für ihre Muttersprache Verantwortung übernehmen wollten. Diese kleine Zeitung, die nicht einmal zehntausend Leserinnen und Leser hatte, wurde somit zu einer Art »Schule«. Es gab sogar Tage, an denen die Beamten des Außenministeriums die Zeitung in ihrer Tasche trugen, um zu beweisen, dass es in der Türkei keinerlei Unterdrückung der kurdischen Sprache gäbe.
Bevor wir das Wort an den Redakteur Çetin Altun weitergeben, der sich zwölf Jahre um die Zeitung verdient machte, möchte ich noch einmal wiederholen: Die Zeitung wurde in der letzten Woche zur Aufgabe ihrer Print-Version gezwungen, da keine einzige Druckerei in der Türkei bereit war, sie zu drucken.
Vor dem Hintergrund der 26-jährigen Geschichte der Zeitung: Was bedeutet es, auf Kurdisch Journalismus zu betreiben?
Kurdisch ist eine Sprache, die permanentem Druck und Angriffen ausgesetzt ist. Es ist eine verbotene Sprache. In dieser Sprache zu veröffentlichen, also in einer verbotenen Sprache zu schreiben, ist sehr schwer.
Am allerwichtigsten ist es, die Sprache sprechen und verstehen zu können. Journalistinnen und Journalisten wissen, wovon ich rede, wenn ich sage, dass man als Journalist sehr vertraut mit der Sprache sein muss. Man muss sie beherrschen, damit die Nachrichten in der klarsten und verständlichsten Weise verfasst werden können. Dabei versuchen wir mit einer Sprache journalistisch zu arbeiten, die wir zwar sprechen, in der wir aber noch nie geschrieben hatten.
Unsere Nachrichtenquellen berichten z. B. meist auf Türkisch. Wir schreiben also auf Türkisch und übersetzen unsere Artikel dann auf Kurdisch. Unsere Nachrichtenquelle hat ihre Informationen an uns auf Türkisch weitergegeben und wir müssen nun versuchen, sie soweit wir können zu vereinfachen und ins Kurdische zu übersetzen. Haben wir keine Nachrichtenquellen, die Kurdisch sprechen? Natürlich gibt es sie. Es ist das größte Vergnügen kurdisch schreibender Journalisten, wenn die Nachrichtenquelle kurdisch ist. Denn dann kannst du dem Leser die Nachricht so vermitteln, wie sie dich erreicht hat.
Doch der Leser und die Leserin verfügen selbst nicht über Bildung in Kurdisch. Wir müssen also so schreiben, dass jedes Wort verstanden werden kann. Die wichtigste Frage für uns war jahrelang, ob unserer Leserinnen und Leser uns verstehen. Wir erhielten oft Beschwerden, man würde unsere Artikel nicht verstehen. Und wir fanden die Kritik stets berechtigt. Denn unsere Leserschaft hatte nie Bildung in Kurdisch erhalten und sollte nun plötzlich eine Zeitung auf Kurdisch lesen.
Das gilt natürlich nicht nur für die kurdische Sprache. Wenn es z. B. keinen Türkischunterricht gäbe und man in irgendeinem Dorf in Mittelanatolien einer Person eine türkische Zeitung geben würde, wäre ihre Frage sicherlich auch: »Was steht hier geschrieben?«
Wie ich bereits sagte, es ist noch schwerer als sonst, in einer verbotenen Sprache journalistisch zu arbeiten. Von dem Druck, den körperlichen Übergriffen und Festnahmen ganz zu schweigen.
Wir sprechen von einer Zeitung, die trotz aller Widrigkeiten von 1992 bis 2018 ihre Arbeit fortsetzte. Was sind die Gründe für dieses Durchhaltevermögen?
Es gibt eines, das wir immer betonen: Wir betrachten unsere Zeitung nicht nur als eine Zeitung. Sie ist zugleich auch eine Art Bildungsinstitution für eine Gesellschaft, die keinerlei Bildung in ihrer Muttersprache erhalten hat. Wir haben jahrelang gegen die Assimilation Widerstand geleistet. Wir kennen viele Menschen, die durch unsere Zeitung Kurdisch gelernt haben. Ich selbst gehöre zu ihnen. Im Zuge meiner Arbeit für die Zeitung habe ich mein Kurdisch weiterentwickeln können. Unsere Zeitung Azadiya Welat hat zahlreiche kurdische Schriftstellerinnen und Schriftsteller hervorgebracht. Viele derer, die heute Romane, Geschichten oder Gedichte in Kurdisch schreiben, haben es durch unsere Zeitung gelernt. In diesem Sinne hat sie eine Art Bildungsfunktion erfüllt. Doch dies blieb auf einen bestimmten Kreis, auf eine bestimmte Leserschaft begrenzt.
Warum?
Der Hauptgrund ist die Unkenntnis der Sprache. Das hat mit damit zu tun, dass es keinen Sprachunterricht gibt.
Wer hat Azadîya Welat am meisten gelesen? Wo erreichte sie z. B. ihre höchste Auflage?
Die Orte mit den bisher höchsten Auflagen sind Cizîr (Cizre), Silopiya (Silopi), Nisêbîn (Nusaybin) und Gever (Yüksekova). In Qoser (Kızıltepe) und Amed (Diyarbakır) wird die Zeitung auch gelesen, wenn auch nicht mit einer derart hohen Auflage. Zu der Zeit, als sich die Redaktion der Zeitung in Istanbul befand und die Zeitung wöchentlich erschien, wurde sie auch in Istanbul viel gelesen.
In den 2000er Jahren wurden durch die Kommunalverwaltungen kurdische Kindergärten, Schulen und Verlage eröffnet. Das Interesse an kurdischer Literatur stieg. Wie wurde Azadîya Welat von diesen Entwicklungen beeinflusst?
Unsere Leserschaft war stets beständig. Manchmal erreichten wir 10.000 Leserinnen und Leser, meist jedoch ca. 6.000. Wir hatten zu großen Teilen eine Stammleserschaft.
Wenn wir diese Phase im Hinblick auf die kurdische Sprache betrachten, können wir beobachten, dass mit der Aufhebung der Verbote der kurdischen Sprache und der kurdischen Verlage kurdische Bücher plötzlich sogar von Verlagen gedruckt wurden, von denen wir uns das nie erhofft hätten. Zu dieser Zeit entwickelte sich ein Markt für die kurdische Sprache.
Aber wir dachten zu dieser Zeit, dass das Kurdische ein Mittel zum Zweck wurde. Die Schritte, die für das Kurdische getan wurden, waren vorherzusehen. Es gibt das Beispiel TRT6 [erster staatlicher Fernsehsender der Türkei in kurdischer Sprache, ab 2015 TRT Kurdî]. Auch die Agentur Anadolu eröffnete einen kurdischen Zweig.
Als TRT6 eröffnet wurde, gab es auch in kurdischen Kreisen viele Diskussionen. Es gab sehr verschiedene Meinungen.
Es gab Stimmen, die sagten: »Hauptsache, es wird auf Kurdisch gesendet. Wer das macht, ist nicht wichtig«, andere: »Warum nicht? Das sind auch Sendungen. Warum sollte das ein Hindernis für die kurdische Sprache sein? Es kann sogar einen Beitrag zur Entwicklung des Kurdischen leisten.«
Doch für mich ist der Inhalt ausschlaggebend. Meiner Meinung nach veränderte sich durch TRT6 und den kurdischen Zweig von Anadolu nur eines: Die Lügen der türkischen Medien wurden nun auch auf Kurdisch verbreitet. Daher bekam auch die kurdische Sprache keine größere Aufmerksamkeit. Außerdem wurden einerseits Veröffentlichungen auf Kurdisch zugelassen, andererseits aber Sänger, die auf Kurdisch sangen, oder sogar Menschen, die Lieder nur pfiffen, inhaftiert.
Es gibt das Beispiel Radio Jerewan, das vom armenischen Staat eröffnet wurde. Sehen wir uns einmal an, welche Fortschritte durch diesen Radiosender erzielt wurden, der über Jahre jeden Tag eine einstündige Sendung auf Kurdisch sendete. Mit dieser einstündigen Sendung wurde ein Zugang zum umfangreichen Erbe der kurdischen Sprache und Kultur eröffnet. Dabei leben nur sehr wenige Kurdinnen und Kurden in Armenien, in der Umgebung des Bergs Elegez gibt es 13 kurdische Dörfer und im Zentrum von Jerewan leben vielleicht einige wenige.
Auch in den Kurdischkursen an den Universitäten Russlands wurden sehr bedeutende kurdische Intellektuelle geformt. Sie sind für viele wichtige akademische Forschungsarbeiten verantwortlich.
Auch an türkischen Universitäten wurden Kurdischkurse eröffnet ...
Ja, auch an Universitäten in der Türkei wurden Kurdischkurse angeboten. Aber was kam dabei heraus? Gab es irgendeinen erwähnenswerten Beitrag zur kurdischen Sprache? Wie ich bereits erklärte, gibt es viele Beispiele dafür, wie die kurdische Sprache als Mittel zum Zweck benutzt wurde. Sie wurde zum Gegenstand der alltäglichen Politik oder zum Verhandlungsgegenstand während des Wahlkampfes. Hervorstechend war das Zeigen kurdischsprachiger Korane auf Kundgebungen.
Sie werden sich vielleicht daran erinnern, dass in den 1990er Jahren Beamte des türkischen Außenministeriums die Azadîya Welat auf ihren Reisen nach Europa mit sich trugen. Sie versuchten auf diesem Weg den Eindruck zu vermitteln, als gäbe es keinerlei Druck auf die kurdische Sprache in der Türkei, und betonten, dass in der Türkei auch auf Kurdisch veröffentlicht werden könne. Abdullah Gül sagte zu seiner Zeit als Präsident im Europaparlament: »Kurdisch ist in unserem Land nicht verboten. Es gibt Zeitungen, die auf Kurdisch erscheinen.« Das war also die Bedeutung der Zeitung Azadîya Welat. Sie war klein, hatte aber einen großen Einfluss.
Betrachtete man damals die Situation von Europa oder der anderen Seite der Welt aus, so konnte man natürlich davon sprechen, dass in der Türkei eine Zeitung auf Kurdisch erschien. Aber niemand wusste damals, was alles unternommen wurde, um die Auflage zu drücken, wie schwer es war, eine Druckerei zu finden, und dass es unmöglich war, sie in den Städten zu verkaufen.
Du sprachst davon, dass die Zeitung zugleich eine Schule war, in der Kurdisch gelernt wurde. Wer durchlief diese »Schule«? Konkreter gefragt, wie sah das Profil der Zeitung aus?
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter waren Menschen, die einen Beitrag zur kurdischen Sprache leisten wollten. Menschen, die gegenüber der kurdischen Sprache aufmerksam waren, ihre Sprache verbessern wollten und in dieser Hinsicht auf der Suche waren, arbeiteten bei Azadîya Welat. In diesem Zusammenhang durchliefen sie auch viele schwierige Phasen. Auch ich gehörte zu denen, die mit derartigen Schwierigkeiten zu kämpfen hatten. Ich versuchte in einer Sprache Journalismus zu betreiben, die ich als gesprochene Sprache und nicht als Schriftsprache kannte. Mit jeder einzelnen Schwierigkeit kämpfte ich. Es war wirklich keine einfache Situation.
Kommen wir zum wichtigsten Thema. Eine Zeitung, die seit 26 Jahren erscheint, findet nun keine Druckerei mehr. Wie kam es dazu?
Am Morgen des 28. März kamen wir in die Redaktion. Am Tag zuvor war die Druckerei Gün, in der die Zeitung Özgürlükçü Demokrasi und unsere Zeitung gedruckt wurden, unter Zwangsverwaltung gestellt worden. Wir arbeiteten aber zusätzlich noch mit einer weiteren Druckerei in Adana zusammen. Die Ausgaben, die in der Druckerei Gün gedruckt wurden, verkauften wir in Istanbul und Umgebung, die in Adana gedruckten Ausgaben wurden in der dortigen Region verkauft. Daher machten wir uns zunächst auch keine Sorgen darüber, dass wir die Zeitung nicht mehr drucken könnten. Wir dachten, wir würden einfach mit Adana weiter zusammenarbeiten. Und so setzten wir unsere tägliche Routine fort. Um 17 Uhr schickten wir unsere aktuelle Ausgabe zum Druck nach Adana, woraufhin der Besitzer der Druckerei anrief. Er sagte, er werde unsere Zeitung nicht drucken. Auf unsere Frage nach dem Grund antwortete er: »Die Gründe gehen über meinen Einfluss hinaus. Ich werde diese Zeitung nicht mehr drucken.«
Mit der Druckerei in Adana arbeiteten wir seit 25 Jahren zusammen. Viele Male hatten wir uns persönlich mit dem Besitzer getroffen. Stets standen wir in einem respektvollen und freundlichen Austausch miteinander. Er hatte Jahre zuvor durch den Verkauf des Goldes seiner Ehefrau und den Großteil seines Besitzes die Mittel für den Kauf der Druckerei aufgebracht. All sein Vermögen hatte er investiert. Während einer unserer Unterhaltungen hatte er mir erzählt: »Als es mir wirtschaftlich schlecht ging und in meinen schwersten Phasen habt ihr stets eure Zeitung bei mir gedruckt. Ihr habt mich nie allein gelassen. Oft kamt ihr zu uns, trotz der vielen Probleme, die wir verursachten. Ihr habt viel für uns getan. Wenn wir immer wieder große Fehler machten und ihr eigentlich das Recht gehabt hättet, wütend zu werden, habt ihr daraus keine große Angelegenheit gemacht. Ich werde euch nie eure Gutwilligkeit vergessen.«
Kurz gefasst, als all unsere Versuche am Telefon zu keinem Ergebnis geführt hatten, schickten wir unseren Vertreter in Adana zur Druckerei, um ein persönliches Gespräch zu führen: »Geh zu ihm und erkläre ihm unsere Situation. Sag ihm, dass wir uns seit 25 Jahren kennen. In den schwersten Zeiten waren wir stets an deiner Seite, aber jetzt sind wir in einer schwierigen Lage und du lässt uns im Stich.« Unser Vertreter konnte ihn vor Ort nicht auffinden und traf sich stattdessen mit einem Verantwortlichen der Druckerei. »Druckt wenigstens unsere morgige Ausgabe. Wir haben sie ja bereits vorbereitet«, bat er die Druckerei. Mit großen Mühen konnten wir sie überzeugen und sie druckten sie noch ein Mal.
Und was geschah am nächsten Tag?
Noch am selben Abend, als unsere Zeitung in Adana gedruckt wurde, machten wir uns auf die Suche nach einer Druckerei in Istanbul und anderen Städten. In der Druckerei Gün, die unter Zwangsverwaltung stand, wurde eine Inventur durchgeführt. Wir dachten daran, dort anzurufen, vermuteten jedoch, dass wir wegen der Inventur keinen Ansprechpartner vor Ort finden würden. Also setzten wir uns mit anderen Druckereien in Istanbul in Verbindung. Sie alle lehnten es ab, unsere Zeitung zu drucken.
Auch in Amed kontaktierten wir Druckereien. »Wir würden gern weiterhelfen, aber unsere Bedingungen lassen es leider nicht zu. Unsere Technik entspricht nicht euren Anforderungen«, sagten einige. Andere sagten, sie könnten am Tag höchstens 500 Zeitungen drucken.
Wie kam das Kopieren der Zeitung auf die Tagesordnung?
Am nächsten Tag versuchten wir weiter, eine Druckerei zu finden, während wir zugleich die Ausgabe für den nächsten Tag vorbereiteten. Wir schlossen unsere täglichen Routineaufgaben ab. Um 14 Uhr wurde uns klar, dass wir keine finden würden.
Immer wieder unterhalte ich mich mit unseren Leserinnen und Lesern. Es gibt sehr viele, die unsere Zeitung seit 25 Jahren abonniert haben, sie jeden Tag kaufen und sogar archivieren. Stellen Sie sich nun vor, dass wir diesen Leserinnen und Lesern unsere Zeitung nicht mehr bereitstellen können. Für uns ist es ein essentieller Reflex, ihnen ihre Zeitung zur Verfügung zu stellen. Wir diskutierten darüber, was wir tun könnten. Überall riefen wir an, doch die Druckereien wollten unsere Zeitung nicht drucken. Daher entschieden wir uns dafür, sie einfach zu kopieren und auf diesem Weg zu verteilen.
Nach dieser Entscheidung gab es ein Treffen zur Titelseite. Jeder schlug vor, diese Situation zur Schlagzeile zu machen. Wir beschlossen die Überschrift »Sie haben Angst vor unserer Sprache«. Wir veränderten nur diesen Titel der bereits vorbereiteten Zeitung. Die anderen Seiten befassten sich ausschließlich mit den aktuellen Ereignissen im Land. Wir bereiteten die Ausgabe also vor und schickten sie per Mail an verschiedene Freundinnen und Freunde in der Stadt. Sie kopierten sie, hefteten sie zusammen und verteilten sie.
Wie reagierten die Leserinnen und Leser auf die kopierte Zeitung?
Einige unserer Leserinnen und Leser sagten, sie würden diese Ausgabe aufheben, denn sie wüssten, dass es sich hier um einen historischen Moment handele. Sie waren sich dessen bewusst. Viele sagten, es sei ihnen egal, wie und von wo wir unsere Zeitung herausbringen würden, sie würden uns stets unterstützen.
Und was passiert jetzt? Wird die Azadîya Welat nun nicht mehr herausgebracht?
Unsere Zeitung erscheint weiterhin. Wir haben das nicht beendet. Wir haben beschlossen, unsere Zeitung zukünftig auf digitalem Wege zu veröffentlichen. Die entsprechenden Vorbereitungen laufen bereits. Das bedeutet natürlich nicht, dass unsere Zeitung nie mehr in gedruckter Form erscheinen wird. Das war nicht unsere Entscheidung. Aber die derzeitigen Bedingungen lassen es nicht anders zu. Sehr bald werden wir unsere Vorbereitungen abschließen. Dann können alle, die unsere Zeitung Azadîya Welat gern lesen möchten, aber sie aufgrund der derzeitigen Umstände nicht erhalten können, sie im Internet lesen. Wir werden ab jetzt von Japan bis Amerika, von Europa bis zu allen anderen Orten auf der Welt all jenen unsere Zeitung zur Verfügung stellen, die auf Kurdisch Nachrichten lesen möchten. Azadîya Welat öffnet sich damit der gesamten Welt.
Kurdistan Report 197 | Mai/Juni 2018