Es scheint, dass der türkische Staat, der seit 1983 unaufhörlich Südkurdistan zu besetzen versucht, gegen die Guerilla Kurdi­stans erneut eine Niederlage einstecken muss

Seit 38 Jahren erprobte Annexionsangriffe

Perwer Yaş, Journalist

Es scheint, dass der türkische Staat, der seit 1983 unaufhörlich Südkurdistan zu besetzen versucht, gegen die Guerilla Kurdi­stans erneut eine Niederlage einstecken mussSeit den frühen 1980er Jahren, als der kurdische Befreiungskampf beschloss, »in das Land zurückzukehren«, war die Region Südkurdistan Ziel zahlreicher großer und kleiner Invasionsfeldzüge. Trotz seiner Niederlagen hat der türkische Staat seine seit 38 Jahren als »grenzüberschreitende Operationen« durchgeführten Besatzungsversuche nicht aufgegeben.

»Heiße Jagd«, »Besen«, »Stahl«, »Schmiedehammer«, »Hammer«, »Absicht«, »Falke«, »Sandwich«, »Sonne« und »Kralle« waren die bekanntesten. Die im türkischen Staat Verantwortlichen für die Vorbereitung dieser Pläne zur Besetzung der Gebiete, in denen sich die kurdische Freiheitsguerilla aufhielt, bevorzugten schon immer solche bombastischen Bezeichnungen, und sie schickten Tausende oder gar Zehntausende Soldaten mit Kampfflugzeug- und Helikopterunterstützung über die Grenze und rechneten sich Erfolge aus.

Entsprechende Bilder sollten als Schlagzeilen in den Zeitungen und als Topnachrichten in den Fernsehkanälen landen. Propaganda und psychologische Überlegenheit hätten zur wichtigsten Säule in der Front des türkischen Staates werden sollen. Denn während die Administration des Regimes, das häufig ausländische Unterstützung erhält, mit diesen umfangreichen Militärexpeditionen die Agenda der nationalen öffentlichen Meinung ändern wollte, versuchte sie damit sowohl die Kraft der kurdischen Freiheitsguerilla zu brechen als auch Schritt für Schritt in einen anderen Teil Kurdistans einzudringen.

Die Angriffe auf Südkurdistan, bei denen sehr oft »die Rechnung nicht aufging«, begannen 1983, wurden in den frühen neunziger Jahren intensiviert, 1995 zu einer der größten »türkischen Expeditionen« mit der Beteiligung von fast 50.000 Soldaten ausgeweitet und gerieten wie 2008 im Zap-Gebiet ins Stocken. In den letzten Jahren trafen beispielsweise in Heftanîn und Gare Luftlandeoperationen der türkischen Armee auf den unerbittlichen Widerstand der Guerilla.

Hier geht es um verschiedene kritische Phasen unterschiedlichen Ausmaßes aus den letzten 38 Jahren, die unter verschiedenen Namen historisch festgehalten worden sind. Wir betrachten also ein Panorama der Besatzungsangriffe in drei Hauptabschnitten; Konzepte der Zerstörung von vor 1990, nach 2000 und ab 2015.

Der mit dem Abkommen von 1983 beginnende Prozess

Nach dem 1982 stattgefundenen 2. Kongress der PKK [Arbeiterpartei Kurdistan] und der dort beschlossenen »Rückkehr in die Heimat« sowie der Aufnahme des bewaffneten Kampfes führte der kurdische Befreiungskampf im damals vom Irak unter Saddam Hussein besetzten Südkurdistan zu strategisch wichtigen Erfolgen. Während sich diese an den Norden, Osten und Westen Kurdistans grenzende Region für die kurdischen Freiheitskämpfer zu einer wichtigen Basis entwickelte, begann der türkische Staat 1983 mit seinen ersten Gegenangriffen.
Im Februar 1983, zur Zeit der Militärdiktatur vom 12. September, kamen der damalige türkische Ministerpräsident Bülent Ulusu und der irakische Erste Vizepremier Taha Yasin in Ankara zusammen und unterzeichneten ein sich auf die Zukunft der beiden Teile Kurdistans auswirkendes wichtiges Abkommen. Diese »Grenzsicherheits- und Kooperationsvereinbarung« lieferte dem türkischen Staat die notwendige internationale Legitimation für seine »grenzüberschreitenden Militäroperationen«.

Anlässlich einer bewaffneten Auseinandersetzung vom 10. Mai 1983 zwischen PKK-Kämpfern und türkischen Soldaten im Umland von Qilaban (Uludere), bei der drei Soldaten getötet worden waren, begann das türkische Militär am 25. Mai 1983 eine Invasion mit fast 10.000 Kräften in einem Gebiet zwischen Zaxo und Amêdî (Amediye) und drang fünf Kilometer auf südkurdisches Gebiet vor. Das wiederum nahm das irakische Militär unter Saddam Hussein zum Anlass für eine großangelegte Operation von Süden her gegen die Lager der Peschmerga der PDK [Demokratische Partei Kurdistans] und der PKK-Kämpfer. Dieser gemeinsame Angriff der Kolonialstaaten führte im Juli 1983 zwischen der PKK und der damaligen PDK-Führung zum gemeinsamen Protokoll »Primäre Solidarität«. Der historischen Allianz zwischen den kurdischen Kräften folgten wiederum das gesamte Jahr 1983 hindurch Besatzungsangriffe des türkischen Staates.

Mobilmachungen vor und nach dem 15. August

Vor und nach dem 15. August 1984, der für das kurdische Volk als historisch wichtiges Datum gilt, fanden zwei kritische Angriffe der türkischen Sicherheitskräfte auf Südkurdi­stan statt. Ziel des ersten am 27. Mai 1984 unter dem Namen »Operation heiße Jagd« mit der Mobilisierung von fünftausend türkischen Soldaten war die Verhinderung des Grenzübertritts der kurdischen Freiheitskämpfer und eventueller Aktionen. Die zweite Offensive namens »Operation Sonne« begann am 11. Oktober 1984 und sollte die Kämpfer der HRK [Befreiungskräfte Kurdistans] einkreisen, die mit den Angriffen vom 15. August in Dih (Eruh) und Şemzînan (Şemdinli) den Beginn des bewaffneten Widerstands markiert hatten.

Die Operationen im Herbst 1984 waren erfolglos und der kurdischen Freiheitsguerilla gelang es, sich von Behdînan über Botan und Garzan bis nach Amed eine Basis zu schaffen. Der türkische Staat geriet durch die Ausbreitung der Guerilla in diesem großen Gebiet in Panik und sah die Lösung in Angriffen in Südkurdistan, das als »Hinterland der PKK« betrachtet wurde. Für die damalige erste große Besatzungsoffensive über Land und aus der Luft wählten sie den zweiten Jahrestag der 15.-August-Angriffe. Interessanterweise wurden bei dieser am 12. August 1986 begonnenen Operation nicht nur Lager der PKK, sondern auch Basen der Peschmerga der YNK [Patriotische Union Kurdistans] und der PDK bombardiert.

Dieser Angriff vom Sommer 1986 wurde im Februar 1987 fortgesetzt. Am 22. Februar fielen tausende türkische Soldaten erneut in südkurdisches Territorium ein, am 3. März bombardierten dreißig Kampfflugzeuge Gebiete der Guerilla ARGK [Volksbefreiungsarmee Kurdistans]. Diese bisher größte »grenzüberschreitende Luftoperation« hatte zweifellos nicht das Ziel, die PKK-Kräfte zu vernichten, sondern auch andere Kräfte Südkurdistans zu schwächen und diese Region des mit dem Iran im Krieg befindlichen Iraks zu besetzen. Sogar westliche Medien nannten es die »Probe der Türkei, Mossul und Kirkuk zu besetzen«.

Zwischen 1988 und 1991 fanden diese sogenannten »grenzüberschreitenden Operationen«, also Invasionsangriffe auf Südkurdistan, nicht statt, da die irakische Regierung dem türkischen Staat dazu keine Erlaubnis gab. Der nutzte jedoch die unerwarteten Entwicklungen in der Region nach dem Anfang 1991 ausgebrochenen Golfkrieg und drückte am 5. August 1991 den Startknopf für die erste Invasionskampagne der 1990er Jahre. Spezialkommandos des türkischen Militärs überquerten bei dieser »Operation Besen« die Grenze in Richtung Xakurke und begannen ihre Angriffe, konnten sich aber nur zwei Wochen lang auf dem Territorium Südkurdistans halten.

Der »Südkrieg« 1992

Auf der ersten Sitzung des südkurdischen Parlaments in Hewlêr am 4. Oktober 1992 betrafen zwei Tagesordnungspunkte die Beziehung zum zentralen Bagdad-Regime und den Krieg gegen die PKK-Kräfte. Mehrheitlich wurde im Parlament die Entscheidung zum »Bruderkrieg« getroffen, der als dunkler Punkt in die Geschichte Kurdistans einging. Kurz nach diesem Beschluss nahmen am 12. Oktober das türkische Militär und der PDK und der YNK angehörende Kräfte die Angriffe auf, die als »Großer Südkrieg« in den Annalen der Befreiungsbewegung Eingang fanden und mit historischem Widerstand beantwortet wurden.

Der türkische Staat nannte diesen Angriff »Operation Panzer«, da das Militär auf seine Panzer setzte. Mit jeder erdenklichen Technologie ausgerüstet und mit tausenden Soldaten sollte dieser Annexionskrieg die kurdische Guerilla vor allem aus den Regionen Heftanîn, Zap und Xakurke vertreiben. Die aus der kurdischen Geschichte bekannte Parallele von Verrat und Widerstand sollte sich auch hier zeigen, denn am 24. Oktober 1992 wendete sich das Blatt mit der gefallenen Guerilla Gülnaz Karataş (Bêrîtan), die bis auf die letzte Kugel gekämpft und sich nicht den Peschmerga ergeben hatte. Nach einem 45 Tage dauernden Krieg traf die PKK mit den Kräften des Südens eine Vereinbarung, woraufhin sich das türkische Militär wieder hinter die Grenze zurückzog und auf Bestrebungen des damaligen Präsidenten Turgut Özal hin die Phase »Waffenstillstand 1993« begann.

Streit um das Gebiet im Süden

Kurz nach dem Auftritt des Teams Demirel/Çiller/Güreş auf der politischen Bühne im Jahr 1993 wurden 1994 die Berge Kurdistans zum Schauplatz heftiger Gefechte und des unerbittlichen Widerstands der Guerilla. Das türkische Militär begann am 28. Januar 1994 mit Luftangriffen auf Südkurdistan. Dieses Mal nannten sie die Operation »Angriff auf Zelê«, denn Zelê war damals in der kurdischen Öffentlichkeit der bekannteste Guerillastützpunkt.

Nachdem dieser Angriff mit fast zehntausend Soldaten zu keinem Ergebnis geführt hatte, traf die türkische Armee im Winter 1995 erneut Vorbereitungen. Dieses Mal wurde der Invasionsversuch auf den 21. März, das Newrozfest, gelegt und »Operation Stahl« genannt. Nach offiziellen türkischen Aufzeichnungen waren 35.000 Soldaten daran beteiligt und 13 Generäle sollten diesen Annexionskrieg aus vier Richtungen kommandieren.

Südkurdistan erlebte den bisher umfangreichsten Angriff des türkischen Staates und die Guerilla Kurdistans hielt mit eisernem Widerstand dagegen. Laut ARGK-Kriegsbilanz starben bis zum Ende des von PDK-Kräften unterstützten Angriffs am 2. Mai 1995 60 Guerillakämpfer und mindestens 800 türkische Soldaten. Die 43 Tage dauernden Kämpfe kosteten circa 200 Zivilisten aus Südkurdistan das Leben.

Der misslungene »Falke« der Invasionskräfte

Trotz seiner Niederlage in der hoffnungsvoll begonnenen »Operation Stahl« unternahm das türkische Militär im Frühjahr 1996 erneut einen Annexionsversuch, die »Operation Falke«. Seit dem 6. März 1996 wurden die Regionen Zap und Heftanîn ununterbrochen von Kampfflugzeugen bombardiert. Dieser bis ins innere Nordkurdistan und nach Botan ausgeweitete Angriff hatte die Einnahme des Zap-Gebietes zum Ziel.

Das türkische Militär beabsichtigte seit Mitte der neunziger Jahre in nahezu jedem Frühjahr die Besetzung von südkurdischen Gebieten. 1997 war das Land jedoch zwei großen Angriffen ausgesetzt. Die erste Operation hieß »Schmiedehammer«, begann am 14. Mai 1997 und 50.000 türkische Soldaten nahmen teil.

In der Anfangsphase des unter aktiver Beteiligung von PDK-Kräften geführten Krieges wurden am 16. Mai 1997 in Hewlêr behandelte verwundete PKK-Guerillas, Journalisten und Künstler sowie Ärzte auf brutalste Weise massakriert. Der Abschuss eines türkischen Militärhubschraubers durch die ARGK-Guerilla am 4. Juni jedoch brachte eine Kriegswende. Der Absturz des Helikopters mit elf hochrangigen Militärs der Kommandoebene wirkte in Ankara wie ein Erdbeben. Zweieinhalb Monate nach der Niederlage in der Operation »Schmiedehammer« am 7. Juli führte die türkische Armee eine weitere Bodenoffensive in Südkurdistan durch, die »Operation Hammer«. Sie dauerte vom 25. September bis zum 15. Oktober 1997, 10.000 Soldaten nahmen teil. Auch diese von PDK-Peschmergas unterstützte Invasion, die als Ziel die Einnahme Xakurkes hatte, sollte wie die vorherigen erfolglos bleiben.

Neben den »grenzüberschreitenden« Besatzungsangriffen auf südkurdisches Territorium startete das türkische Militär fast jedes Frühjahr auch in Nordkurdistan umfassende »Operationen« gegen Guerillagebiete. 1998 ging es gegen die von der Guerilla »Gebiet Amed« genannten Regionen in den Grenzen der Provinzen Amed, Çewlîk (Bingöl), Mûş (Muş) und Bedlîs (Bitlis). Die »Operation Murat« vom 23. April 1998 mit 40.000 türkischen Soldaten wurde von 24 türkischen Generälen geleitet.

Zur Zeit des internationalen Komplotts gegen den kurdischen Repräsentanten Abdullah Öcalan zwischen dem 9. Oktober 1998 und seiner Gefangennahme am 15. Februar 1999 führte die türkische Armee von Süden und Norden aus die »Operation Sandwich« durch, mit der sie die Guerilla vernichten wollte. Trotz ihrer umfangreichen Versuche war sie bis zum Ende der neunziger Jahre im In- und Ausland erfolglos geblieben, woraufhin sie neue Kriegstaktiken ins Auge fasste. Die in den letzten Jahren häufig genutzte »Tötung aus der Luft« stammt aus der intensivsten Kriegszeit und wurde 1998 zum ersten Mal ausprobiert.

Bush-Erdoğan-Gespräch vom 5. November

In den 2000er Jahren, während des strategischen Wandels der kurdischen Befreiungsbewegung, fanden sieben Jahre lang keine grenzüberschreitenden Operationen auf südkurdischem Territorium statt. Am 5. November 2007 fand sich Erdoğan zu Gesprächen im Weißen Haus ein und erhielt dabei vom US-Präsidenten George Bush das Versprechen der Unterstützung gegen die PKK auf unterschiedlichen Ebenen. Vom geheimdienstlichen Informationsaustausch bis zur technologischen Hilfe boten die USA dem türkischen Staat jede erdenkliche Möglichkeit und gaben grünes Licht für einen Angriff auf Südkurdistan.

Am 2. Dezember 2007 eröffnete die türkische Armee von ihren Stützpunkten in der Grenzregion Colemêrg/Çelê (Hakkari/Cukurca) aus das Artilleriefeuer auf das Zap- und das nahe gelegene Çemço-Gebiet und damit eine weitere Operation. Am 16. Dezember nachts um ein Uhr wurden die Angriffe, die den Guerillagebieten von Qendîl bis Zap galten, von fünfzig Kampfflugzeugen begleitet.

Die Hauptangriffswelle begann am 20. Februar 2008 zwischen 9.30 und 10.00 Uhr mit der Bombardierung des Zap-Gebiets, wo sich der Hauptstützpunkt der HPG [Volksverteidigungskräfte] befand, durch türkische Kampfflugzeuge. Nach offiziellen türkischen Angaben drangen in den ersten Stunden des 21. Februar erste Armeekräfte in Südkurdistan ein. Die »Bergkommando-« und »Sondereinheiten« mit mehr als 10.000 Soldaten wurden von mit Wärmebildkameras ausgestatteten M60-Patton-Panzern und zwanzig F-16-Kampfflugzeugen flankiert.
Das türkische Militär, das innerhalb weniger Tage an verschiedenen Fronten Niederlagen einstecken musste, saß in den Tiefen Kurdistans fest. Auf einem Gipfel in Ankara am 29. Februar 2008 wurde eilig sein Rückzug beschlossen. Büyükanıt [Generalstabschef] kündigte den Rückzug an als »so vorsichtig, wie ein Haar aus der Suppe zu ziehen«, aber mit dem Presse-Briefing des Verteidigungsministeriums vom 3. März, sie hätten »beim Rückzug keinen einzigen Soldaten verloren«, gab er regelrecht zu, dass der eigentliche Erfolg der Operation nicht während des Angriffs, sondern während des Rückzugs erzielt wurde. Die kurdische Presse wiederum verkündete das Zap-Epos der Guerilla mit der Schlagzeile »Siwar hatin peya çûn« (Sie kamen zu Pferd und gingen zu Fuß).

Am 5. Oktober 2011 stimmte das Parlament einem Gesetzentwurf über neue Militärinvasionen in Südkurdistan zu. Kurdistans Freiheitsguerilla umzingelte jedoch das türkische Militär nicht im Süden, sondern bereits auf türkischem Boden. Während sich die türkischen Einheiten 19 Tage später am 24. Oktober zum Rückzug entschieden, dauerte der »revolutionäre Volkskrieg« der kurdischen Guerilla in Elkê, (Beytüşşebap), Çelê (Çukurca), Şemzînan (Şemdinli) und Gever (Yüksekova) bis zum Dezember 2012 an.

Der Luftangriff vom 24. Juli 2015

Während des »Lösungs- und Friedensprozess« genannten Dialogs und der Verhandlungen mit dem kurdischen Repräsentanten Abdullah Öcalan fanden bis in die Sommermonate 2015 hinein keine Angriffe auf die Medya-Verteidigungsgebiete statt. Den ersten Luftangriff nach 2012 gab es am 30. Juni 2015 und er bedeutete das Aus für den seit 2013 anhaltenden einseitigen Waffenstillstand. Der bis dahin heftigste Luftangriff des türkischen Staates auf Südkurdistan wurde am Abend des 24. Juli 2015 durchgeführt.

Nahezu das gesamte Gebiet der Medya-Verteidigungsgebiete von Qendîl, Metîna, Heftanîn, Avaşîn, Xakurke, Xinêre bis nach Gare wurde von fünfzig Kampfflugzeugen bombardiert. Fast jede Nacht gab es Luftangriffe, auch auf zivile Wohngebiete. Sie waren im Sommer 2015 der Beginn eines neuen Kriegskonzepts gegen das kurdische Volk. In Nordkurdistan wurde mit Razzien der politische Kahlschlag begonnen, begleitet vom Krieg in den Städten, und das Ausmaß der Invasionsangriffe änderte sich ab 2016. Das türkische Militär zielte im Süden jetzt ohne Unterschied auf alle, auf Zivilisten, Peschmerga und das Volk.

Bei den Angriffen des türkischen Staates in den Jahren 2017 bis 2018 kamen mindestens dreißig Zivilisten ums Leben. Bei dieser Bilanz blieb es aber zweifellos nicht. Das Peschmerga-Ministerium in Südkurdistan meldete für die Zeit vom 1. Januar 2015 bis zum 31. Dezember 2018 398 Luftangriffe türkischer Kampfjets, 425 Artillerieabschüsse und 288 Angriffe auf Dörfer. Beim Invasionsversuch des türkischen Militärs in Südkurdistan ab dem 27. Mai 2019, »Operation Kralle« genannt und von Kampfflugzeugen begleitet, kamen immer wieder Zivilisten ums Leben.

Heftanîn, Gare und die Angriffe vom 24. April

Mit Beginn des Jahres 2020 verfolgte das türkische Militär als Teil seines neuen Kriegs- und Zerstörungskonzepts auch neue Besatzungspläne. In der Nacht vom 14. zum 15. Juni begann es einen umfangreichen Angriff auf das Gebiet Heftanîn. Nach dem historischen Widerstand der kurdischen Bevölkerung, der als »Cenga Heftanîn« bekannt wurde und den gesamten Sommer andauerte, attackierte das Militär am Morgen des 10. Februar 2021 mit 41 Kampfjets, unzähligen Kampfdrohnen und Hubschraubern den Berg Gare, wo sich Stützpunkte der Guerilla befanden. Meldungen zufolge kosteten diese Angriffe, die in der Nacht des 13. Februar ihr Ende fanden, 15 Guerillas der Volksverteidigungskräfte (HPG) und 37 türkischen Soldaten das Leben.

Der imperialistische türkische Staat begann in der Nacht zum 24. April 2021, dem 106. Jahrestag des Völkermords an den Armeniern, erneut mit Luft- und Bodenangriffen auf die Medya-Verteidigungsgebiete, auf Metîna, Zap und Avaşîn. Auffällig war, dass sie direkt nach den Telefonaten von Erdoğan mit US-Präsident Biden und zwischen den Außenministern Mevlüt Çavuşoğlu und Antony Blinken eingeleitet wurden.

Nach heftigen Bombardements versuchte das türkische Militär mit Helikoptern, Kräfte auf wichtigen Berggipfeln abzusetzen, stieß jedoch auf den erbitterten Widerstand der Volksverteidigungskräfte HPG und der Frauenguerilla YJA-Star. Es scheint, dass der türkische Staat, der seit 1983 unaufhörlich Südkurdistan zu besetzen versucht, gegen die Guerilla Kurdi­stans erneut eine Niederlage einstecken muss.


 Kurdistan Report 216 | Juli/August 2021