Weltjugendkonferenz vom 3. bis 5. November in Paris

»Youth Writing History«

Vorbereitungskomitee der Weltjugendkonferenz

 

Wir befinden uns in Zeiten von Unruhe, Chaos und einer Krise des herrschenden Systems. Diese Krise zeigt sich in Form von Krieg, Gewalt und Zerstörung. Sie zeigt sich in der Versklavung der Natur, der Frauen, der Jugend und letztendlich des Lebens. Sie zeigt sich in Naturkatastrophen, Armut, Hunger und Krankheit.

Insbesondere wir als Jugend werden durch den Kapitalismus und seine Ideologie des Liberalismus tagtäglich angegriffen und es wird versucht, uns voneinander zu trennen und zu isolieren. Wir sollen nur noch an uns und unsere persönlichen Vorteile denken und uns abgetrennt von der Gesellschaft und von unserer Geschichte sehen. Auf diese Weise will das System verhindern, dass wir uns organisieren und aktiv für eine freie Welt kämpfen. In diesen Angriffen können wir auch die Angst des Systems sehen, die es vor der Radikalität und Kompromisslosigkeit der organisierten Kraft der Jugend hat. Denn die Jugend und im Besonderen junge Frauen sind die Zukunft und treibende Kraft einer Gesellschaft.

Wir als revolutionäre Jugend müssen uns in der Pflicht sehen, einen radikalen gesellschaftlichen Wandel hervorzurufen, um dieses von Krisen geprägte System zu zerschlagen und eine neue Welt aufbauend auf Frauenbefreiung, Basisdemokratie und Ökologie zu erschaffen. Die Krise des Systems ist eine globale Krise, deshalb müssen wir unsere lokalen und regionalen Organisationen jetzt auf eine globale Ebene tragen, da wir dieses System nur als vereinte Jugend überwinden können. Deshalb laden wir alle revolutionären Jugendlichen weltweit zur Weltjugendkonferenz in Paris ein. Wir wollen diskutieren, uns vernetzen, voneinander lernen und eine globale Jugendbewegung schaffen.

Geschichte revolutionärer Jugendkonferenzen

Dabei sehen wir die Weltjugendkonferenz dieses Jahr auch in der historischen Tradition anderer Jugendkonferenzen: Im November 1919 fand in Berlin eine Jugendkonferenz statt, auf der die Kommunistische Jugendinternationale – kurz KJI – gegründet wurde, welche organisatorisch mit der KomIntern (3. Internationale) verbunden war. Etwa 30 Delegierte aus Jugendorganisationen unterschiedlicher Länder kamen dort zusammen, um sich mit der Situation der Jugend zu beschäftigen und um ein Programm mit Leitsätzen zu erstellen. Diese Leitsätze beschreiben die Unterdrückung der Jugend wie folgt: »Die gesteigerte kapitalistische Ausbeutung der Arbeiterjugend zeigt sich in allen Fabriken, Werkstätten und in der Heimindustrie, die zu ihrer geistigen und körperlichen Entartung führen, dem Militarismus, dessen Lasten vor allem von der Arbeiterjugend getragen werden, der Gefahr der Durchdringung ihrer Reihen mit der bürgerlich-nationalistischen Ideologie durch Schule, Presse, bürgerliche Jugendvereine usw. sowie in den psychologischen Besonderheiten der Jugend.«

Die Aufgaben der KJI wurden damals als die »aktive Teilnahme am Kampfe zur Niederringung des Kapitalismus, der Kampf für die Reorganisation der Arbeit und die Bildung der Jugend nach neuen sozialistischen Grundsätzen« benannt. Damals definierten die Jugendlichen die Organisationsbeziehungen zur Kommunistischen Partei durch zwei Grundprinzipien: 1. Selbstständigkeit der Jugend und 2. enger Kontakt und gegenseitige Hilfe.

Obwohl die Jugend in allen vergangenen Revolutionen die größten Opfer gebracht hat, wurde ihre Identität nie wirklich ernst genommen und autonome Jugendorganisierung wurde oftmals von Älteren verhindert, die Selbstständigkeit der KJI wurde nur 2 Jahre nach ihrer Gründung durch die KomIntern abgeschafft.

Auch in der Geschichte vieler nationaler Befreiungsbewegungen können wir sehen, dass diese von jungen Menschen angeführt wurden und nur durch den risikobereiten und zähen Charakter der jungen Freiheitskämpfer:innen siegreich sein konnten. Bei den internationalen Brigaden im spanischen Bürgerkrieg zeigte sich, dass der Geist der Jugend schon immer internationalistisch und aufopferungsbereit war.

Die Jugendrevolution von 1968 zeichnete sich besonders durch ihren internationalistischen Charakter aus, damals begannen die Proteste an Unis in Frankreich und weiteten sich schnell wie ein Lauffeuer auf die ganze Welt aus. Diesen Geist beleben wir mit der Weltjugendkonferenz wieder und folgen dabei auch der Leitparole der 68er Jugendbewegung: »Wenn nicht jetzt, wann dann? Wenn nicht du, wer sonst?«

Die diesjährige Konferenz ist auch die Fortführung der Jugendkonferenzen im Mittleren Osten 2015 in Amed und 2019 in Kobanê. Unter dem Slogan »Bi pêşengiya ciwanan ber bi Rojhilata Navîn a pir reng û demokratîk – Unter der Vorreiterschaft der Jugend zu einem vielfarbigen und demokratischen Mittleren Osten« sammelten sich über 300 Jugendliche aus 15 Ländern im Februar 2019 in Kobanê, der Stadt, in der der historische Sieg gegen den sogenannten »Islamischen Staat« stattfand. Sie setzte ein Zeichen gegen die Spaltungsversuche des Feindes und für eine vereinte Jugend des Mittleren Ostens.

18 Weltjugendkonferenz 20231105 frauen weltjugendkonferenz statement ocalan jpga5e769 imageWas ist das Ziel der Weltjugendkonferenz?

Wir wollen die Kämpfe der Vergangenheit analysieren und von ihnen lernen, um so mit einer klaren Perspektive und Haltung und voller Hoffnung und Selbstbewusstsein in die Zukunft blicken zu können.

Heute erkennen Jugendliche auf der ganzen Welt die Notwendigkeit, sich autonom zu organisieren und sich in ihrem radikalen, furchtlosen und nach Veränderung strebenden Charakter zu vereinen. Rêber Apo sagt »Wir haben jung angefangen und werden jung siegen« und zeigt uns damit, dass die Vorreiterschaft der Revolution bei der Jugend, insbesondere bei den jungen Frauen liegt. Wir müssen unsere Verantwortung sehen, die Samen dieser Revolution in den Herzen aller Menschen auf der Welt zu säen, sie zu pflegen und zu tief verwurzelten Bäumen wachsen zu lassen.

Dieses Jahr wollen wir unter dem Motto »Freiheit als Lebensprinzip aufbauen« über Themen wie die Autonomie der Jugend, Frauenbefreiung und die demokratische Gesellschaft diskutieren und den Grundstein für einen weltweiten Zusammenschluss revolutionärer Jugendlicher legen. Organisierte Jugendliche aus vielen verschiedenen Teilen der Welt werden ihre Perspektiven miteinander teilen, sich gegenseitig kennenlernen und verbünden im gemeinsamen Kampf gegen Kapitalismus, Imperialismus und Patriarchat.

Die Geschichte fließt weiter und diejenigen, die diese Geschichte schreiben, sind wir selbst. Wir müssen uns als aktive Kraft verstehen, denn unser Schicksal liegt in unserer Hand, wir werden unsere Zukunft selbst definieren. Unsere Lösung sind die Organisierung, der Kampf und die Schaffung eines freien Lebens.

Lasst uns deshalb vom 3. bis zum 5. November 2023 als revolutionäre Jugend in Paris zusammenkommen und den demokratischen Weltjugendkonföderalismus ausrufen!


Kurdistan Report 230 | November / Dezember 2023