Rückblick auf die internationale Konferenz der Akademie der Demokratsichen Moderne

Die »Art of Freedom – Strategien der Organisierung und des kollektiven Widerstands«

Ali Çiçek

Über 180 Personen aus 5 Kontinenten, 30 Ländern und verschiedenen Organisationen, Bewegungen und Parteien reisten vom 17. bis 19. November 2023 nach Basel zur Konferenz »The Art of Freedom – Strategien der Organisierung und des kollektiven Widerstands«, die von der »Akademie der demokratischen Moderne« veranstaltet wurde. Angesichts der sich verschärfenden Krise der kapitalistischen Moderne und ihrer vielfältigen Erscheinungsformen wurden vor allem Auswege und Lösungsansätze diskutiert. Insbesondere diskutierten die Delegierten verschiedene Aspekte des Widerstands gegen das kapitalistische System und tauschten ihre Erfahrungen und Strategien aus, um gemeinsam über die Stärkung ihrer Praxis und des gemeinsamen Kampfes nachzudenken.

Die Konferenz konzentrierte sich auf verschiedene Themen und Herausforderungen, mit denen antisystemische Kräfte im 21. Jahrhundert international konfrontiert sind: Selbstbestimmung und Autonomie, Aufbau von Gegenmacht und die Falle der liberalen Demokratie, Autonomie der Jugend, Frauenbefreiung, Ökologie und radikale Demokratie, die Frage der Organisierung und die Bedeutung des Internationalismus. Diese Konferenz kam mit ihrem Einsatz für die Notwendigkeit des Internationalismus genau zum richtigen Zeitpunkt. In ihren Beiträgen betonten die verschiedenen Redner:innen die Notwendigkeit, von den Widerstandspraktiken und Erfahrungen anderer Bewegungen zu lernen. Die politischen Entwicklungen der letzten Monate, wie z.B. die Kriege in Palästina und Kurdistan, zeigen deutlich, dass internationale Netzwerke von Bewegungen notwendig sind, um die kapitalistische Moderne und den Imperialismus herauszufordern. In diesem Sinne wurde auf dieser Konferenz betont, wie wichtig es ist, ein neues Verständnis von Politik zu entwickeln, das der patriarchalen und nationalstaatlichen Struktur der kapitalistischen Moderne entgegenwirkt. So erklärt der kurdische Vordenker Abdullah Öcalan in seinen Verteidigungsschriften, dass antisystemische Kräfte ihre politischen Aufgaben nicht denen überlassen dürfen, die die Pluralität der Politik zerstören und die Politik für ihre Macht missbrauchen: »Da die Macht versucht, jede soziale Einheit und jedes Individuum zu erobern und zu kolonisieren, muss die Politik danach streben, jede Einheit und jedes Individuum zu gewinnen und zu befreien.« In den verschiedenen Beiträgen der Konferenz wurde deutlich, dass in verschiedenen Teilen der Welt solche Ansätze bereits existieren und den Aufbau einer radikalen Demokratie von unten vorantreiben.

Die Konferenz bestand nicht nur aus Vorträgen, Diskussionsrunden und Workshops, in denen revolutionäre Strategien diskutiert wurden, sondern auch aus einem Austausch in Gemeinschafts- und Kulturaktivitäten. Die Delegierten aßen gemeinsam und tanzten zu traditioneller Musik. Der Konferenzraum war mit Postern von Kämpfen aus der ganzen Welt geschmückt. Auf diese Weise waren die Teilnehmer:innen nicht nur im Kampf, sondern auch in der Freude und gegenseitigen Wertschätzung der Kulturen und Lebensweisen der anderen geeint, strebend nach einem wirklich ganzheitlichen Internationalismus.

Perspektiven der (nationalen) Selbstbestimmung und Autonomie im 21. Jahrhundert

Tatsächlich ging es im ersten Panel genau um die Perspektiven der nationalen Selbstbestimmung und Autonomie im 21. Jahrhundert. Mahmut Şakar, einer der Anwälte von Abdullah Öcalan, eröffnete die Debatte mit einer Rede über die Bedeutung davon, Selbstbestimmung durch das Paradigma von Öcalan neu zu denken. Er erklärte, dass der Kampf für die Befreiung Kurdistans aus einer klassischen dekolonialen Perspektive heraus begann, die die nationale Befreiung durch die Staatsmacht anstrebte, bevor der Befreieungskampf sich zu einer modernen Linie von Freiheit und Autonomie jenseits staatlicher Gebilde entwickelte, was die gegenwärtige Haltung der PKK darstellt. Die grundlegende Bedeutung der PKK innerhalb der kurdischen Freiheitsbewegung liegt in der Tatsache, dass sie dabei geholfen hat, sowohl die Wahrnehmung der kurdischen Frage als auch mögliche Lösungsansätze zu verändern. Als Öcalan in den 1970er Jahren erklärte, Kurdistan sei eine internationale Kolonie, schlossen sich die jungen Menschen aus den armen, werktätigen, bäuerlichen und unterdrückten Schichten Kurdistans ihm und der PKK an. In dieser Zeit waren der realsozialistische Kampf, die Jugendbewegungen und die nationalen Befreiungskämpfe die Kontexte, aus denen die PKK ihre Inspiration bezog. Öcalan sagt: »Wenn es den Realsozialismus nicht gegeben hätte, wäre eine Organisation wie die PKK vielleicht nicht gegründet worden.“

Dennoch fügt er hinzu, dass die PKK zwar vom Realsozialismus beeinflusst wurde, aber »die gesamte Realität der PKK nicht durch den Realsozialismus erklärt werden kann«. Dies lässt sich durch die gemischte und eklektische Koexistenz von nationalstaatlicher Ideologie und demokratisch-sozialistischer Ideologie innerhalb der Partei verstehen. »Uns fehlte die Fähigkeit, den Revisionismus des Realsozialismus zu bekämpfen. Wir konnten nur mit primitiven nationalistischen und sozialchauvinistischen Ideologien erfolgreich kämpfen.« Öcalan beschreibt das Hauptproblem bei der Gründung der PKK darin, dass sie »in Bezug auf die nationalstaatliche Ideologie mehrdeutig« war. Das Hauptaugenmerk seiner Schrift liegt auf dem 500-jährigen hegemonialen Prozess, den er als kapitalistische Moderne bezeichnet, und den Auswirkungen dieses Prozesses auf unser Denken und Handeln. Mit der Feststellung, dass eine der drei Säulen der kapitalistischen Moderne der Nationalstaat ist, versucht er, ein neues Modell von einer Nation und eine Lösung zu finden. Gegen die nationalstaatliche Mentalität und ihre Religion des Nationalismus schlägt Öcalan das Paradigma des demokratischen Konföderalismus als Alternative zum nationalstaatlichen Modell vor. Die Grundaussagen des Paradigmas Öcalans zur Lösung der nationalen Probleme und zur Ausübung des Selbstbestimmungsrechts lassen sich wie folgt ausdrücken: »Das Modell der Demokratischen Nation ist eine Strategie zur Entkolonialisierung durch die Schaffung eines freien Individuums und einer freien Gesellschaft«. Das Modell der demokratischen Autonomie erfüllt die Aufgabe, eine Kraft gegen den Kolonialismus zu werden, indem ein neues Volk und eine neue Gesellschaft geschaffen wird, und zwar entgegen der vom Kolonialismus geschaffenen.

Diese Perspektive öffnete den Zugang zu anderen Erfahrungen der nationalen Befreiungskämpfe. Zunächst die der Menschen im Baskenland, deren Geschichte von zwei Vertretern von Askapena erzählt wurde, die über den Befreiungskampf in Euskal Herria (Baskenland) sprachen. Ziel des Vortrags war es, die neue Phase zu verstehen, in der das Baskenland von politischen, wirtschaftlichen und sozialen Ereignissen geprägt ist. Nach einer Einordnung des Widerstandskampfes in den spanischen und französischen Prozess der Nationalstaatenbildung, der sich durch unterschiedliche Strategien vollzog – die eine basierte auf militärischer Unterdrückung, die andere wurde durch assimilatorische Praktiken aufgezwungen – konzentrierten sich die Redner auf die verschiedenen Strategien, die im Laufe der Jahrhunderte zur Verteidigung ihrer sprachlichen und kulturellen Identität sowie ihrer wirtschaftlichen und politischen Autonomie eingesetzt wurden. Der Widerstand gegen die spanischen und französischen Invasionen nahm je nach historischer Phase die Form von verschiedenen Arten von Kämpfen an: Bauernaufstände zur Verteidigung des kollektiven Eigentums an kommunalen Ländereien (matxinadak), die Salzschlacht in Bizkaia, der Matalaz-Aufstand in Zuberoa, bewaffnete Aufstände zur Durchsetzung der Gewohnheitsrechte und der Selbstverwaltung, massenhafter Ungehorsam gegen die Einberufung in die spanische oder französische Armee, bewaffneter Widerstand gegen den spanischen faschistischen Aufstand und Widerstand gegen die Nazis und die Francoisten im Nordbaskenland sowie die Selbstorganisation des Volkes für die Wiederherstellung der baskischen Sprache und Kultur. Mit der Gründung der ETA in den 1960er Jahren verschmolz die nationale Befreiung mit dem Kampf für die soziale Befreiung, der sich in einem Kampf für die Unabhängigkeit und den Sozialismus ausdrückte. Die Kämpfe der letzten Jahrzehnte haben verschiedene Phasen durchlaufen, aber insbesondere im letzten Jahrzehnt gab es einen drastischen Strategiewechsel, der ein Engagement in der institutionellen Politik mit sich brachte, was zu mehreren Spaltungen in der Unabhängigkeitsbewegung führte und sie in viele verschiedene Organisationen mit unterschiedlichen Taktiken zersplitterte.

Dieses Bild deckt sich mit dem der Vertreterin der katalanischen Organisation Endavant, die die Geschichte des Unabhängigkeitskampfes des katalanischen Volkes schilderte. Sie sagte, dass der Konflikt zwischen der katalanischen Gesellschaft und dem spanischen Staat, wie die meisten nationalen Konflikte, ein Phänomen unserer Zeit sei, das in den letzten 300 Jahren der Moderne angesiedelt sei, in denen sich zeitgenössische nationale Identitäten herausgebildet hätten. Sie erläuterte die Zusammenhänge zwischen dem lang anhaltenden Widerstand gegen die Assimilationspolitik des spanischen Staates unter Franco und der post-francoistischen Teilung Kataloniens in drei autonome Gemeinschaften, die sich laut Verfassung nicht verbünden dürfen. In Katalonien löste die Wirtschaftskrise von 2008 zwei Reaktionen der Bevölkerung aus. Zum einen die 15M-Bewegung, die sich gegen die Sparpolitik nach der Krise wandte, und zum anderen das Wiederaufleben des Wunsches nach Unabhängigkeit. Beide entstanden aus Frustration über den Mangel an Möglichkeiten zur Umgestaltung des Regimes von 1978, das behauptete, Spanien zu demokratisieren. Fälle von Korruption, Bankenrettung, Privatisierung, Rechtsverletzungen, soziale Kontrolle und die Ablehnung des neuen Autonomiestatuts waren der Nährboden für diese Frustrationen. Die staatliche Repression, die mangelnde Organisation des Volkes, die fehlende Vorbereitung auf die Repression sowie der Wille, die radikalsten Elemente der Bewegungen zu beseitigen, verhinderten zusammen jedoch die Möglichkeit eines transformativen politischen Wandels. Die Reflektion über die Strategie ist noch offen, ebenso wie das Nachdenken über die Idee der katalanischen Nationalität selbst. Nationale Identitäten sind nichts anderes als ein Ausdruck kollektiver Identifikation, die von einer Gesellschaft zu einem bestimmten Zeitpunkt hervorgebracht wird. Sie existieren nicht immer, sie sind nicht ewig vorhanden und sie sind kein natürliches Phänomen. Der spanische Nationalismus hingegen sieht sich selbst in diesem Sinne. Als Nationalismus der unterdrückenden Nation hat er versucht, selbstverständlich zu werden und sich durchzusetzen. Im Gegensatz dazu begreifen die Katalan:innen die Differenz als »katalanisch sein«: Sie hat weder einen Anfang noch ein Ende, noch ist sie schriftlich oder katalogisiert. Es ist ein subjektives Element, offen für alle, die katalanisch sein möchten.

Zum Abschluss des ersten Panels sprach ein Delegierter des Kollektivs Walaboomuu über den volks- bzw. gesellschaftszentrierten Panafrikanismus und den Kampf der Oromo. Die Oromo seien ein agro-pastoralistisches Volk, das derzeit im äthiopischen Staat ansässig ist, wobei kulturelle und sprachliche Oromo-Gruppen auch im kenianischen Staat leben. Die Oromo seien ein kuschitisches Volk, das zur afroasiatischen Sprachgruppe gehört und das Afaan Oromo spricht. Historisch gesehen sei die Oromo Gesellschaft nach dem Gadaa-System organisiert gewesen, einem althergebrachten System der sozialen Demokratie, das auch Teil der alten kuschitischen Konföderation oder des Königreichs war. Es werde erzählt, dass das Gadaa-System mehr als 3500 Jahre alt sei. Der traditionelle spirituelle Glaube der Oromo sei Waaqeefata – ein monotheistisches Glaubenssystem, das den Glauben an einen Schöpfer mit der natürlichen Welt durch das Prinzip von Safuu, dem Moralkodex und der Philosophie der Oromo, verbinde. Unter der Gadaa seien die Oromo selbst eine demokratische konföderale Nation gewesen, die zwar ein symbolisches »Oberhaupt« der Gesellschaft, den Abba Muddaa, hatte, aber in verschiedenen, demokratisch regierten Gebieten in ganz Oromia lebte. In dieser Zeit hätten sich die Oromo mit ihrem Clan und den dazugehörigen Stammesverbänden identifiziert. Die nationale Identität der Oromo und die Praxis, die Oromo als nationale Einheit zu identifizieren, habe sich als Reaktion auf die abessinische1 Kolonisierung entwickelte. Die Oromo als nationale Identität habe in den 50er, 60er und 70er Jahren durch Volksbewegungen an Popularität gewonnen und sei durch die Gründung der ersten Avantgardeorganisation, der Oromo-Befreiungsfront (OLF, Oromo Liberation Front), gefestigt worden. Doch nach Unterdrückung, Kriminalisierung und Krieg wurde der Vorschlag zur Lösung der Situation aufgregriffen, einen volkszentrierten Panafrikanismus aufzubauen, der die demokratische Konföderation wiederbelebt, um die Zukunft der Oromo zu sichern. Bis heute seien die Oromo aus dem traditionellen panafrikanischen Diskurs ausgeklammert worden, der sich ausschließlich darauf stütze, dass die Identität der afrikanischen Völker in ihren jeweiligen Nationalstaaten liege. Das Beharren der Oromo, als demokratische Nation und nicht als Provinz ihres Kolonialherrn Äthiopien anerkannt zu werden, und ihre Selbstkritik an ihrem früheren reaktionären Streben nach Selbstbestimmung durch einen neuen Nationalstaat könnten den Weg für eine revolutionäre Einführung des Paradigmas des demokratischen Konföderalismus in der Region ebnen.

Zwischen der Macht des Volkes und liberaler Demokratie – Fallen und Notwendigkeiten im Kampf um Befreiung

Die verschiedenen Perspektiven zur Entwicklung der Selbstbestimmung von Nationen und Völkern zeigen nicht nur unterschiedliche Ansätze in verschiedenen Teilen der Welt, sondern machen auch deutlich, dass verschiedene Kämpfe mit der gleichen Gefahr des Rückfalls in eine etatistische2 oder reformistische Perspektive konfrontiert sind, die die sozialen Probleme nicht lösen kann. Aus diesem Grund zielte das zweite Panel darauf ab, die Fallstricke und Notwendigkeiten im Befreiungskampf zu erörtern und dabei die Widersprüche zwischen dem Aufbau der Macht des Volkes und der Teilnahme an der liberalen Demokratie zu berücksichtigen.

Der erste Vortrag wurde von Potere al Popolo (PaP) gehalten, einer politischen Basispartei in Italien, die sich auf ihre Beiträge im Bereich der gegenseitigen Hilfe und der Macht des Volkes konzentrierte. Der Beitrag begann mit einem Überblick über den sozialen und politischen Kontext in Italien, erläuterte die Familie als soziale Zelle, auf der jegliche Sozialhilfe basiert und beschrieb die Beziehung zwischen aufkommenden sozialen Bewegungen und neuen Wellen von Populismus und Faschismus in der politischen Atmosphäre zwischen 2009 und 2011. Anschließend wurde die Ausrichtung von PaP auf gegenseitige Hilfe als Antwort auf die soziale Zersplitterung erörtert, um aufzuzeigen, dass es möglich ist, die sozialen Bedürfnisse und das Leben anders zu organisieren. Um »die soziale Macht zu akkumulieren und sie in politische Macht umzuwandeln« hat PaP im Jahr 2015 begonnen, einen »institutionellen Raum« zu eröffnen. Die Wahlen 2018 haben nicht zum Einzug von Potere al Popolo ins Parlament geführt, was eine Selbstkritik auslöste, die von der Tatsache ausging, dass es unmöglich ist, sich einen revolutionären Prozess als etwas anderes vorzustellen, als eine Übertragung von Legitimität, die dem »Sozialismus von unten« den Vorrang gibt.

Anschließend erläuterte eine Vertreterin des Red Nacional del Comuneras (Nationales Netzwerks der Kommunen in Venezuela) ihre Sichtweise auf die liberale Demokratie, die Macht des Volkes bzw. der Gesellschaft und den Weg der direkten demokratischen Kommunen, wie sie in Venezuela praktiziert werden. Die Perspektive wurde deutlich erklärt: »Unsere Kommunen entstehen nicht in einem Prozess, in dem alle befreundet sind oder sich kennen und dann die Idee haben, etwas zu erschaffen – es ist so, dass Menschen aller politischen Richtungen und Hintergründe zusammenkommen, um etwas zu schaffen, weil es notwendig ist. […] Wir sind in unserer politischen Arbeit an einem Punkt angelangt, an dem wir beschlossen haben, eine Gesellschaft der Gemeinschaft ohne einen Staat aufzubauen.« Diese Perspektive eines radikalen, autonomen und von unten nach oben gerichteten Kommunalismus ist nicht ohne Widersprüche zu der Kommunistischen Partei und ganz allgemein zu dem Staat, vor allem jetzt, da die Linke im Land an der Macht ist, die dennoch versucht, diesen pluralen Erfahrungen ihre zentralistische Richtung aufzuzwingen, indem sie beispielsweise ein Ministerium speziell für die Kommunen einrichtet. Der Weg scheint also noch offen für kreative Lösungen, mit der Unterstützung internationaler Netzwerke und dem Austausch konkreter Erfahrungen.

Als nächstes sprach die Vertretung der Sudanesischen Kommunistischen Partei, ausgehend von der Geschichte der Kolonialisierung und Versklavung des sudanesischen Volkes. Als die Sudanes:innen gegen den britischen Kolonialismus kämpften, seien die Mittel der nationalen Befreiungsbewegung vielfältig gewesen und hätten bewaffneten Widerstand, Stammesaufstände, Streiks in den Städten, im Militär und in den Bildungseinrichtungen sowie literarische, kulturelle und politische Aktivitäten umfassten, die zur Gründung des Graduate Club und politischer Parteien führten. Die Gründung des Nationalstaates erfolgte jedoch nach dem Modell des Kolonisators. Mit der Oktoberrevolution von 1964 sei es gelungen, die Regierung zu stürzen, die der Westen zusammen mit einigen regionalen Akteuren zu flicken versucht hatte, und sie habe den sudanesischen Wunsch nach Freiheit, Demokratie und ziviler Herrschaft bewiesen. Die Bedeutung der Oktoberrevolution läge darin, dass sie zu einem anhaltenden Kampf des Volkes für die Wiederherstellung einer demokratischen zivilen Regierung im Sudan wurde, da sie die erste Revolution des Volkes in der Region war, die die Militärherrschaft stürzte. Trotz der Verschwörung des Imperialismus und der arabischen Reaktion gegen dieses Ziel hätten die Sudanes:innen mit der Revolution im Dezember 2019 ihre Ziele nicht nur in Bezug auf die Demokratie nach oben geschraubt, sondern auch das strategische Ziel in der Losung von Freiheit, Frieden und Gerechtigkeit zusammengefasst. Die bürgerliche Herrschaft sei die Entscheidung des Volkes und die Revolutionscharta für die Volksmacht, sie bekräftige die Notwendigkeit eines radikalen, revolutionären Wandels, um die Ziele der Revolution zu erreichen, indem sie die Autorität der Massen bestätige, Gerechtigkeit anzustreben. Die Charta der Volksmacht zeichne sich dadurch aus, dass sie das Ergebnis ernsthafter und langer Diskussionen an der Basis unter Beteiligung der Massen sei. In dem Dokument wird der Aufbau der Basis als notwendige Grundlage für die Schaffung der Grundlagen eines partizipativen politischen Prozesses von der Basis aus betont, da diese Gemeinschaften ein echtes Interesse an der Verwirklichung der Ziele der Revolution hätten.

Die Konferenz erhielt auch eine Videobotschaft von Abahlali BaseMjondolo (AbM), einer sozialistischen Bewegung in Südafrika. Diese Bewegung wurde 2005 von Hüttenbewohner:innen gegründet, die es leid waren, von den Kräften des dortigen Systems zurückgewiesen zu werden. Die Menschen in Durban, die in verschiedenen Hütten leben, kamen zusammen, um zu diskutieren und Wege zu finden, wie sie sich gegen das System zur Wehr setzen können. Damals waren die Aktionen noch nicht formalisiert: Die einzige Möglichkeit, sich Gehör zu verschaffen, bestand darin, durch Proteste oder Märsche auf die Straße zu gehen. Bei der Macht des Volkes geht es für die AbM nicht nur um die Anzahl der Menschen, die auf die Straße gehen, sondern um die Einbeziehung aller, unabhängig von Alter, Geschlecht, Status etc., die die Gesellschaft progressiv verändern und die Lebensbedingungen verbessern wollen. Die Macht des Volkes kommt für die AbM noch vor der Politik und beginnt damit, die materiellen Bedingungen der anderen zu erkennen, um für beide Seiten vorteilhafte Lösungen zu finden. AbM hat einen Zweigstellenrat, der von der Bevölkerung gewählt wird, einen Provinzrat, der von der Bevölkerung in den Zweigstellen gewählt wird, sowie einen Nationalrat, der von den Zweigstellen gewählt wird. Die Bewegung glaubt an ein von unten nach oben organisiertes System, bei dem die Basis Entscheidungen trifft und nichts ohne die Basis diskutiert wird. Daher wurde die Bewegung von der Basis aufgebaut. Für sie braucht es, um die Macht des Volkes und Demokratie aufzubauen, eine Anerkennung der Rechte aller Menschen und nationalen Gruppen auf Selbstbestimmung. Es sei notwendig, die Sprachen und fortschrittlichen Traditionen aller afrikanischen Völker und ihr Recht auf eine unabhängige Entwicklung ihrer Kultur zu respektieren. Ihre Strategie umfasse den Stolz darauf, Afrikaner:in zu sein, und die Anerkennung der fortschrittlichen Elemente im afrikanischen Nationalismus und in der Bewegung der Panafrikanischen Einheit. Nicht nur für die demokratische Revolution in Südafrika kämpften die Menschen des Landes sondern auch für die afrikanische Revolution als Ganzes, indem sie die Progressivität fördern, indem sie Nationalismus und Internationalismus als ihre Säulen begreifen.
Dieser Vortrag bildete den Abschluss des ersten, intensiven Konferenztages.

Vielfältige Workshops

Am Vormittag des zweiten Tages fanden fünf Workshops zu verschiedenen Themen statt, die darauf abzielten, das Verständnis dafür zu vertiefen, was für eine theoretische und praktische Erneuerung der Systemopposition erforderlich ist. Diese waren:

1. Geschichte und Widerstand: Die verborgenen Blüten der demokratischen Moderne (Initiative Geschichte und Widerstand)

2. Frauenbefreiung und demokratischer Sozialismus aus der Perspektive der Jineolojî (Jineolojî Komitee Europa)

3. Transnationaler Klassenkampf im 21. Jahrhundert (Transnational Social Strike Platform)

4. Demokratischer Jugendkonföderalismus: Die Jugend im Kampf gegen die kapitalistische Moderne (Youth Writing History)

5. Lokale Demokratie und mehr als menschliches Regieren (Vikalp Sangam aus Indien)

Die Diskussionen reichten von epistemologischen Problemen bei der historischen und sozialen Erforschung des »demokratischen Flusses«, der durch die gesellschaftliche Historie fließt, bis hin zur Notwendigkeit, unsere Auffassung von Wahrheit und Geschichte zu dekolonisieren und die patriarchalische Mentalität der Herrschaft überall zu überwinden. Die tägliche Praxis selbstverwalteter Dorfkonföderationen und die Kämpfe indigener Arbeiter:innen wurden diskutiert. Das Thema des Ursprungs der Kapitalakkumulation wurde erörtert und die gegenwärtige Phase von internationalen Konflikten als Beginn eines »Dritten Weltkrieges« wurde debattiert.

Der von der Jugend organisierte Workshop brachte seine Sichtweise über die Notwendigkeit einer Avantgarde der Jugend für revolutionäre Bewegungen ein, um patriarchalische und gerontokratische Formen der Unterdrückung und Herrschaft überwinden zu können.

Darüber hinaus gab es die Gelegenheit, mit einem Vertreter von Vikalp Sangam (Indien) eine ökologische Perspektive der Beziehungen zwischen menschlichem und nicht-menschlichem Leben zu diskutieren, wobei der Schwerpunkt darauf lag, dass diese Beziehungen auf dieselbe demokratische Weise definiert werden sollten, wie wir auch unsere (menschlichen) Gemeinschaften organisieren wollen. Auf diese Weise könnten wir die Entfremdung von der Natur überwinden, die die vorherrschende Weltanschauung kennzeichnet und die die Grundlage für unsere Entfremdung von der Natur in der kapitalistischen Moderne bildet.

Aufbau der demokratischen Autonomie in Nordkurdistan – Erfahrungen und Reflektionen

Am Nachmittag des zweiten Tages fand eine Podiumsdiskussion über den Aufbau der demokratischen Autonomie in Nordkurdistan statt. Die kurdischen Referent:innen schilderten ausführlich, wie in Nordkurdistan Kommunen, Räte, Akademien und Kooperativen gegründet wurden und wie ein alternatives Gesellschaftssystem entstand. Heute habe der Türkische Staat den Prozess des Aufbaus von Kommunen, autonomen Institutionen und Kooperativen in Nordkurdistan weitgehend zerstört. Insbesondere habe der Staat das Instrument der Zwangsverwaltungen eingesetzt. Zum einen wurden die von der HDP gewählten Vertreter:innen abgesetzt und inhaftiert und zum anderen wurden sie durch türkische Staatsbeamt:innen ersetzt.

Die Idee des Sozialismus: Auf dem Weg zu einer Erneuerung

Am letzten Tag der Konferenz ging es darum, theoretische und organisatorische Perspektiven für den Widerstand und die Revolution im 21. Jahrhundert zu skizzieren. In Anlehnung an den Slogan der Frauenbewegung Kurdistans, »das 21. Jahrhundert wird das Jahrhundert der Frauenrevolution sein«, wurde das erste Panel mit einem Vortrag eines Mitglieds des Netzwerks »Women Weaving the Future« eröffnet.

Sie argumentierten, dass die wesentlichen Ziele der Frauen­revolution »die Überwindung der Klassengesellschaft, der auf Kriegen basierenden Gesellschaft, des Kolonialismus und des Imperialismus, die die Ursache dafür sind, der wirtschaftlich-kulturellen Rückständigkeit und der weit verbreiteten Ausbeutung« sind. Das vergangene Jahrzehnt sei geprägt von großen Frauenbewegungen in der ganzen Welt gewesen, von Argentinien bis Indien, von Kurdistan bis zum Sudan, vom transnationalen Streik bis zum Frauenwiderstand in Afghanistan und von der weltweiten Verbreitung der Philosophie »Jin, Jiyan Azadi«. All diese Beispiele des Kampfes zeigten uns das Jahrhundert, in dem wir lebten, und die Perspektiven, die wir verfolgen sollten, indem die internationalistischen Verbindungen zwischen den Frauenorganisationen gestärkt werden, um gegen die Mentalität der Herrschaft, gegen Hierarchien, aber auch gegen Zersplitterung und Isolation zu kämpfen. Die Perspektive eines Weltfrauenkonföderalismus sei der Horizont, in die die verschiedenen Formen des Kampfes und der Organisierung eingebracht werden könnten, die ihre Einheit in einem »Regenbogen der Vielfalt« finden könnten. »Wenn es Unzulänglichkeiten oder Fehler gibt, wird die Praxis ihre Antworten aufzeigen und hervorbringen. Was wir hier tun, ist nicht nur, das Problem in seinen weitesten Umrissen darzustellen, sondern auch zu versuchen, sich den grundlegenden Lösungen und Werkzeugen zu nähern«, erklärte sie. Mit dieser Perspektive sei die Frauenbefreiung eine der Säulen des neuen Verständnisses des demokratischen Sozialismus in der Befreiungsbewegung Kurdistans.

Ein Vertreter der Akademie der Demokratischen Moderne (ADM) hat das Sozialismusverständnis der kurdischen Freiheitsbewegung genauer umrissen:
Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion erklärte der Anführer des kurdischen Befreiungskampfes Abdullah Öcalan, dass »auf dem Sozialismus zu bestehen, bedeutet, auf dem Menschsein zu bestehen«. Einer der wichtigsten Kritikpunkte am Realsozialismus sei seine Unfähigkeit, die kapitalistische Moderne angemessen zu definieren und eine eigene Moderne als Alternative zu ihr zu entwickeln. Öcalan erklärte, die Analyse des Kapitalismus durch den Realsozialismus sei zu eng und einseitig. Der Realsozialismus analysiere vorallem die Dimension der Ausbeutung durch den Kapitalismus nur als das Gesetz des maximalen Profits. Dies sei eine wichtige Dimension der kapitalistischen Moderne, jedoch nicht die einzige. Die demokratische Moderne hingegen sei die Moderne des demokratischen Sozialismus. Kapitalismus und Sozialismus blieben abstrakte Begriffe und könnten sich nicht verwirklichen, wenn sie nicht im Kontext der Moderne betrachtet würden. Mit anderen Worten: Der Bereich, in dem die demokratisch-sozialistische Ideologie Gestalt annehme, sei die demokratische Moderne mit ihren drei Dimensionen der radikalen Demokratie, der Frauenbefreiung und der Ökologie. Wenn sie von demokratischer Moderne sprächen, dann verwendeten sie diesen Begriff nicht anstelle des demokratischen Sozialismus. Die demokratische Moderne und der demokratische Sozialismus seien miteinander verwoben. Der demokratische Sozialismus werde durch die demokratische Moderne mit Leben gefüllt und durch sie zur Praxis. Die demokratische Moderne ermögliche die Verwirklichung des demokratischen Sozialismus. Wenn in diesem Rahmen die Revolution nicht als ein spontanes Ereignis betrachtet werde, sondern als eine Veränderung der Mentalität und der materiellen Bedingungen – hervorgerufen durch eine bewusste und organisierte Kraft, die in allen Verhältnissen arbeite – dann brauchten alle Gesellschaften, alle unterdrückten Gruppen, insbesondere Frauen, Jugendliche und Arbeiter:innen eine revolutionäre Organisation.

Die Frage der Organisation von unten nach oben und des Internationalismus

Im letzten Panel »Die Frage der Organisation und des Internationalismus« wurden Erfahrungen aus Indien, Kolumbien, den Philippinen und Kurdistan ausgetauscht.

Der Vertreter der Nationalen Demokratischen Front der Philippinen (NDFP) erläuterte, dass der bewaffnete Widerstand trotz 300 Jahren Kolonialisierung und brutaler Unterdrückung der revolutionären Bewegungen weitergehe. Trotz alledem gebe es derzeit in einem beträchtlichen Prozentsatz der Dörfer organisierte Komitees, die darauf abzielten, Bündnisse zwischen Arbeiter:innen und Bäuer:innen zu schließen. In den Worten des Vertreters: »Es handelt sich um eine demokratische Revolution, weil sie in erster Linie den Kampf der Bäuer:innen um Land gegen den einheimischen Feudalismus erfüllen will und darüber hinaus die demokratischen Rechte der breiten Volksmassen gegen den Faschismus verteidigen will.« Er betonte auch die internationale Dimension des Freiheitskampfes auf den Philippinen mit den Worten: »Die Unterstützung der Kämpfe anderer Völker gegen den Imperialismus ist auch eine Erfüllung unserer internationalistischen Pflicht (…). Inmitten der heutigen Krise des Imperialismus und der imperialistischen Angriffskriege halte ich es für zwingend notwendig, dass unter revolutionären und antiimperialistischen Kräften ein gemeinsames Verständnis darüber geschaffen wird, wer unsere Feinde und wer unsere Freund:innen sind. Dies wird als Grundlage für ein gemeinsames Vorgehen gegen den Imperialismus dienen.«

Die kolumbianische Vertreterin des Congreso de los Pueblos (Kongress der Völker) teilte mit, dass es in Abya Yala 5,7 Millionen Indigene gibt, die zu 800 indigenen Völkern gehören, sowie Völker afro-diasporischer Herkunft. Die Politik des Nationalstaates homogenisiere die Gesellschaften und führe einen ständigen Kampf gegen diese polyethnische und polykulturelle Gesellschaft. Deshalb sei es wichtig, die »Kosmologien« der Gemeinschaften und ihre Formen der Selbstproduktion, der Organisation und des Schutzes wahrzunehmen und zu verstehen. Das Konzept »poder popular« (span. für Macht des Volkes) basiere auf der Idee, dass sich die Arbeiterklasse und die Basis organisieren und mobilisieren sollten, um die Gesellschaft zu verändern und ein gerechteres System aufzubauen. Ihre Praxis ziele auf den Aufbau einer selbstorganisierten Wirtschaft (z. B. Kooperativen), digitaler Souveränität, alternativer Kommunikationsnetze (vor allem Radio), künstlerischer und kultureller Netze und politischer Bildung (Volksuniversitäten). Die Strategie der bäuerlichen Selbstverwaltung beinhalte die Bildung von unbewaffneten Selbstverteidigungskräften, die sich aus Delegierten der lokalen Vereinigungen zusammensetzen. Die Referentin definierte das Konzept der »poder popular« wie folgt: »Ende des letzten Jahrhunderts sind einige Teile der Linken von der Idee der Machtübernahme zur Idee des Aufbaus einer Volksmacht übergegangen. Volksmacht ist in der lateinamerikanischen Linken ein zentrales Konzept, das sich auf die aktive und direkte Beteiligung des Volkes an politischen und sozialen Entscheidungen bezieht. Dieses Konzept wurde vor allem vom Marxismus gefördert, einer ideologischen Strömung, die mehrere revolutionäre Bewegungen in Lateinamerika beeinflusst hat. Es handelt sich keineswegs um eine geschlossene Ideologie, sondern vielmehr um ein offenes Konzept für die Bewegungen, das sich auf ihre revolutionäre Strategie bezieht«. Die Bedeutung des Dialogs zwischen verschiedenen Konzepten wurde ebenfalls diskutiert. Auch wenn es unterschiedliche Ansätze gebe, solle man sich auf die Gemeinsamkeiten konzentrieren, um einen internationalen Kampf für Freiheit zu entwickeln: »Der demokratische Konföderalismus und die Volksmacht haben keine gemeinsame Analyse des Staates, aber sie haben gemeinsame Praktiken. Beide versuchen, der Gesellschaft einen Raum der Selbstverwaltung zu eröffnen, damit sie kollektiv ihre Fähigkeit zurückgewinnen kann, auf ihre eigenen Bedürfnisse zu reagieren. Über die Unterschiede hinaus kann ein Dialog der Praxis den globalen Kampf für Freiheit stärken.«

Die Delegierten aus Südafrika und Indien stellten die Global Tapestry of Alternatives (GTA) vor. Dabei handelt es sich nicht um eine Organisation, sondern um einen Prozess des Zusammenwirkens dezentraler Bewegungen. Ziel sei es, Räume für Zusammenarbeit, Lernen und Austausch zu schaffen, Alternativen sichtbar zu machen und Solidarität anzubieten. Die Organsation werde von mehr als 75 Netzwerken, Bewegungen und Organisationen unterstützt. »Wir müssen sowohl Widerstand gegen das derzeitige kapitalistische, patriarchalische und rassistische System leisten als auch echte Utopien und transformative Alternativen (wieder)erschaffen«, sagte der GTA-Vertreter. Es wurde auch genauer diskutiert, was mit dem Begriff »Alternative« gemeint ist. Einerseits seien Alternativen solche, die die derzeit vorherrschenden Strukturen und Verhältnisse der Unterdrückung und Untragbarkeit (wie Patriarchat, Kapitalismus, Anthropozentrismus, Rassismus und Kastensystem) in Frage stellten. Und andererseits auch Wege zu direkten und radikalen Formen politischer und wirtschaftlicher Demokratie, lokaler Eigenständigkeit, sozialer Gerechtigkeit und Gleichheit, kultureller und wissensbasierter Vielfalt und ökologischer Resilienz ebneten. Als notwendige Grundlage für den Internationalismus wurde die Bedeutung von Werten und einer Ethik der transformativen Alternativen hervorgehoben. Das Ziel dieses Prozesses müsse es sein, Erzählungen über radikale Alternativen zu synthetisieren, die sich gegenseitig ergänzen, aber auch konstruktiv herausfordern sowie ein plurales Denken und ein organisches Wachstum mit tiefem Respekt für die Vielfalt der Wege des Wissens, des Seins und des Handelns schaffen. Die GTA-Vertreter:innen erklärten in diesem Zusammenhang: »Auf der ganzen Welt gibt es große Möglichkeiten und Hoffnung. Die Menschen leisten Widerstand und schaffen gleichzeitig etwas«.

Fazit

Abschließend haben wir während der Konferenz einmal mehr gelernt, dass der Kampf für Freiheit weltweit ist und viele verschiedene Gesichter hat: In Kurdistan ist dies der Aufbau der demokratischen Autonomie und der demokratischen Nation; in anderen Teilen der Welt gibt es andere Ansätze, wie das Konzept des »nationalen Aufbaus« im Baskenland, »poder popular« in Teilen Lateinamerikas oder andere Ansätze für radikale Demokratie weltweit. Wenn wir erkennen, dass die Krise einen globalen, systemischen und strukturellen Charakter hat, erfordert der Ausweg auch globale, systemische und strukturelle Interventionen. Die Konferenz »The Art of Freedom« war ein wichtiger Schritt nach vorn beim Aufbau von solidarischen Beziehungen und Allianzen auf der Grundlage von Freiheit, Gleichheit und Demokratie, die lokale und zeitliche Grenzen überwinden. Gemeinsam freuen wir uns darauf, die politischen, intellektuellen und moralischen Aufgaben zu erfüllen, die notwendig sind, um den heutigen Kampf für Freiheit zu führen.

Zudem hat die Konferenz einen wichtigen kollektiven Raum geschaffen, um gemeinsame Herausforderungen zu identifizieren, Antworten zu finden, Fragen zu stellen und einen intellektuellen Austausch über Praxis und Konzepte zwischen verschiedenen Bewegungen zu ermöglichen. Die Aufgabe besteht nun darin, diesen Raum zu konsolidieren und zu erweitern. In diesen drei Tagen wurden die Stimmen der sozialen Kämpfe für Freiheit lauter und es wurde deutlich, dass eine andere Welt nicht nur möglich, sondern angesichts der globalen Situation auch dringend notwendig ist.


Die Akademie der Demokratischen Moderne wird die Beiträge der Konferenz im Jahr 2024 in einem Sammelband veröffentlichen.

 Fußnoten
1 Laut Wikipedia: 980 v.u.Z. gegründetes Kaiserreich Äthiopiens, 1974 durch Militärrat abgelöst.
2 Basierend auf dem Staat und seinen Strukturen.


 Kurdistan Report 233 | Mai / Juni 2024